Mehr als 8.100 Menschen warten in Deutschland auf Spenderorgane

Bundesgesundheitsministerin Nina Warken hat dazu aufgerufen, sich als potenzielle Organspender zur Verfügung zu stellen. "Organspende rettet Leben", schrieb die CDU-Politikerin auf X zum Tag der Organspende. "Es gibt viele Menschen, die dringend auf eine Organtransplantation angewiesen sind. Wir brauchen daher deutlich mehr Organspenden als bisher."

Die Ministerin appellierte an alle, die zu diesem Schritt prinzipiell bereit sind: "Sprechen Sie darüber mit Angehörigen, dokumentieren Sie Ihre Entscheidung – ob in einem Organspendeausweis oder im Organspenderegister."

Deutschland im Europavergleich weit hinten

Organe wie Nieren, Lebern oder Herzen für schwer kranke Patienten werden dringend benötigt. Im vergangenen Jahr spendeten 953 Menschen nach ihrem Tod ihre Organe. Zugleich warten aktuell noch mehr als 8.100 Menschen auf Spenderorgane.

Deutschland liegt bei den Organspenden im europaweiten Vergleich am unteren Ende der Tabelle. Die Spenderzahlen bewegen sich seit Langem auf niedrigem Niveau. In Umfragen sagten zuletzt jedoch 85 Prozent der Befragten, sie hätten eine positive Meinung zur Organspende. 45 Prozent der Bundesbürger haben nach eigenen Angaben ihre Entscheidung im Organspendeausweis oder in einer Patientenverfügung dokumentiert.

Nur 320.000 Einträge im Onlineregister

Das im Frühjahr 2024 gestartete Organspenderegister bleibt jedoch hinter diesen Zahlen zurück. Zuletzt hatten dort nur 320.000 Bundesbürger ihren Willen dokumentiert. Dabei stimmten 82,9 Prozent Organentnahmen nach dem Tod uneingeschränkt zu, wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte als Betreiber auf Anfrage mitteilte. Einen Widerspruch dokumentierten 8,1 Prozent.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz fordert bessere Aufklärung und Mitwirkungsmöglichkeiten. Bislang hätten sich nur rund 0,5 Prozent der 71 Millionen Berechtigten registriert. Das liege daran, dass den Menschen "die Eintragung viel zu kompliziert gemacht" werde, sagte Vorstand Eugen Brysch. Er forderte, auch Pass- und Ausweisstellen an das Register anzubinden – wie es 2020 vom Bundestag beschlossen worden sei. "Der Blockadehaltung der Landesregierungen gegen bestehendes Gesetz ist ein Ende zu setzen", sagte Brysch.

Großteil der Organspenden durch Entscheidung von Angehörigen

Zudem betonte er, dass ein Großteil der Organspenden in Deutschland auf die Entscheidung Angehöriger zurückgehe. 2024 seien nur "15 Prozent der Organspende-Entscheidungen aufgrund eines Spenderausweises oder einer Patientenverfügung zustande gekommen", sagte Brysch. In diesem Zusammenhang wandte er sich gegen eine allgemeine Widerspruchslösung, nach der jeder für eine Organspende in Betracht käme, sofern er nicht zu Lebzeiten ausdrücklich einer Entnahme widersprochen hätte. Ein solches Verfahren würde "die Angehörigen außen vor lassen", sagte Brysch. "Das Übergehen der Familien erhöht den seelischen Druck."

Das Portal www.organspende-register.de ist seit März 2024 online. Dort kann man ab dem Alter von 16 Jahren dokumentieren, ob man zu einer Spende nach dem Tod bereit ist oder nicht. Die Angaben sind freiwillig und können jederzeit geändert und gelöscht werden. Organspendeausweise und andere Erklärungen auf Papier sind weiter möglich. Das Register ist Kern eines Gesetzes aus dem Jahr 2020, das auf mehr Information und leichteres Dokumentieren von Entscheidungen zielt. Demnach sollte man sich auch auf Ämtern ins Register eintragen können.