Hausärzteverband begrüßt neue Pläne zu Patientensteuerung
Der Verband der Hausärztinnen und Hausärzte hat sich optimistisch zu den Plänen der Koalition für eine bessere Patientensteuerung geäußert. Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) warb beim Deutschen Ärztetag in Leipzig für die Pläne. Ziel sei, die Hausarztpraxis als "erste Ansprechstelle mit einer beschleunigten Terminvermittlung zur fachärztlichen Weiterbehandlung", sagte sie. Aus Sicht der Kassenärzte ist dies jedoch nur für Patienten ab einem mittleren Alter sinnvoll.
Die Vorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands, Nicola Buhlinger-Göpfarth, sagte der Bild-Zeitung, die Einführung des Modells würde je Hausarztpraxis zwei bis fünf zusätzliche Patienten am Tag bedeuten: "Und da sage ich Ihnen als Hausärztin, das ist ein Versprechen: Das machen wir." Generell seien Patienten in einem Hausarztprogramm besser versorgt.
Neue Steuerung von Patientinnen und Patienten
Für eine gezieltere Steuerung und schnellere Vergabe von Terminen soll nach den Regierungsplänen ein "verbindliches Primärarztsystem" durch Haus- und Kinderärztinnen eingeführt werden, welche Patientinnen und Patienten gegebenenfalls an Fachärztinnen und Fachärzte überweisen. Ausgenommen davon sollen Augenärzte und die Gynäkologie sein. Für Patientinnen und Patienten mit einer spezifischen schweren chronischen Erkrankung sollen andere Lösungen gefunden werden.
Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen unterstützt das Steuerungskonzept, mahnt aber zugleich eine Entlastung der Hausärzte an. "Ein verpflichtendes Primärarztsystem kann helfen – aber nur, wenn es richtig gemacht wird", sagte Dahmen. Das Gesundheitssystem leide unter zu vielen unnötigen Arztbesuchen, langen Wartezeiten und unkoordinierten Abläufen.
Modell erst ab 50 Jahren sinnvoll
Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, äußerte sich weniger optimistisch. Gassen sagte der Bild, das Modell mache "ungefähr ab 50" Sinn. Das System könne funktionieren, wenn es sich um ältere Patienten handle, mit verschiedenen Erkrankungen. In diesen Fällen sei eine hausärztliche Praxis sinnvoll, um alle Befunde zusammenzuführen und danach Überweisungen zu fachärztlichen Kollegen zu erstellen.
Auch der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, zeigte sich skeptisch. Er verwies darauf, dass Patienten die Hausarztpraxen "fluten" dürften. Dem müsse die Regierung entgegenwirken, mit Maßnahmen in überversorgten Gebieten und einer Förderung von Ärzten im ländlichen Raum.
Dahmen forderte ein System, das Ärztinnen und Ärzte "nicht zu Facharzttürstehern und Überweisungsautomaten macht". Er verwies darauf, dass im ländlichen Raum viele Hausärzte fehlen. Und warnte: "Wer dort eine Pflicht einführt, ohne tragfähige Lösungen zu schaffen, riskiert reale Unterversorgung."