Jeder Fünfte in Europa leidet unter zu viel Verkehrslärm

Mehr als 20 Prozent der europäischen Bevölkerung erfahren im Alltag einen ungesund hohen Lärmpegel, der durch Straßen-, Bahn- und Flugverkehr verursacht wird. Das geht aus einem Bericht der Europäischen Umweltagentur (EEA) hervor. In den 31 untersuchten europäischen Ländern seien schätzungsweise 112 Millionen Menschen einem Verkehrslärm ausgesetzt, der über den Schwellenwerten der EU-Meldevorschriften liege, heißt es dort.

In dem Bericht wurden Daten für die 31 EEA-Mitgliedsstaaten aus dem Jahr 2021 ausgewertet. Dazu gehören neben den 27 EU-Ländern Island, Liechtenstein, Norwegen und die Schweiz. Für Deutschland geht aus dem Bericht hervor, dass schätzungsweise fast 22 Millionen Menschen eine Lärmbelastung oberhalb des Schwellenwerts von 55 Dezibel erfahren. Das entspricht gut einem Viertel der Bevölkerung. 

Neben dieser Analyse für den gesamten Tagesverlauf wurde eine separate Auswertung für die Nacht vorgenommen. Nachts wurde der kritische Wert, der hier bei 50 Dezibel lag, in Deutschland bei rund 18 Prozent der Menschen überschritten.

Folgen für Gesundheit und Umwelt

Zu hoher Umgebungslärm schädigt laut EEA die menschliche Gesundheit, habe aber auch für Umwelt und Wirtschaft negative Folgen. Nach Luftverschmutzung und temperaturbedingten Faktoren rangiert Verkehrslärm dem Bericht zufolge auf Platz drei der umweltbedingten Gesundheitsgefahren.

Die langfristige Belastung durch Verkehrslärm wird demnach mit verschiedenen negativen Gesundheitsfolgen in Verbindung gebracht, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, psychische Erkrankungen und Diabetes. Kinder und Jugendliche wiesen dabei eine besonders hohe Anfälligkeit auf. Bei ihnen könne eine zu hohe Lärmbelastung zu Leseschwächen, Verhaltensauffälligkeiten und Fettleibigkeit beitragen.

Solche Krankheiten und Gesundheitsprobleme würden wiederum zu hohen wirtschaftlichen und sozialen Kosten führen. Mindestens 95,6 Millionen Euro kämen jährlich so zusammen. Pro Jahr verursache die verkehrsbedingte Lärmbelastung in Europa den Verlust von 1,3 Millionen gesunden Lebensjahren.

Vor allem Straßenverkehr sorgt für Lärm

Als Hauptquelle für die Lärmbelastung macht der EEA-Bericht – besonders in städtischen Gebieten – den Straßenverkehr aus. In bestimmten Bereichen könnten Bahn- und Flugverkehr aber ebenfalls für eine hohe Belastung sorgen. "Obwohl Schienen- und Fluglärm insgesamt weniger Menschen betreffen, bleiben sie bedeutende lokale Lärmquellen, insbesondere in der Nähe großer Bahnverkehrskorridore und Flughäfen", heißt es in dem Bericht.

Die Belastung durch Verkehrslärm nehme nur langsam ab, stellen die Experten der EEA fest. Ohne zusätzliche Maßnahmen könne das EU-Ziel, die Zahl der chronisch von Verkehrslärm beeinträchtigten Menschen bis zum Jahr 2030 um 30 Prozent zu senken, wohl nicht erfüllt werden. Sie fordern einen stärkeren Einsatz auf europäischer und nationaler Ebene.