Jeder sechste Mensch von Einsamkeit betroffen

Weltweit leidet jeder sechste Mensch unter Einsamkeit. Das berichtet eine Kommission der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die sich mit sozialen Beziehungen befasst hat. Einer von vier Heranwachsenden ist nach Schätzungen der Kommission sozial isoliert. Zu den Ursachen gehörten demnach Krankheit, mangelnde Bildung und niedrige Einkommen, aber auch digitale Technologien. 

Soziale Isolation und Einsamkeit würden auch körperlich krank machen: Folgen seien Herzinfarkte, Diabetes, Depressionen, aber auch Suizid. Einsamkeit trägt laut WHO jährlich zu 871.000 Todesfällen weltweit bei und verursacht außerdem Kosten in Milliardenhöhe, da sie das Gesundheitswesen und durch Ausfälle bei der Beschäftigung die Wirtschaft beeinträchtigt. 

Der Co-Vorsitzende der Kommission, Vivek Murthy, unterscheidet zwischen sozialer Isolation und Einsamkeit: "Einsamkeit ist ein schmerzhaftes, subjektives Gefühl, das viele von uns empfinden, wenn wir nicht die Beziehungen haben, die wir brauchen. Im Gegensatz dazu ist soziale Isolation ein objektiver Zustand, in dem es nur wenige Beziehungen oder Interaktionen gibt."

Gerade Jugendliche kommunizieren zu viel über soziale Medien

Teenager, die unter Einsamkeit leiden, haben laut WHO-Bericht schlechtere Noten, für Erwachsene sei es schwerer, Arbeit zu finden. Bei Jugendlichen spielt laut Murthy die Kommunikation über soziale Medien eine Rolle. Dabei fehlten Aspekte wie Gesichtsausdrücke, Körpersprache oder Stimme. "Es ist sehr wichtig, Orte und Räume in unserem Leben zu haben, wo wir von Angesicht zu Angesicht mit anderen Menschen interagieren können, ohne von der Technologie abgelenkt zu werden", sagte Murthy. Auch der Mangel an diesbezüglichen Angeboten führe bei Heranwachsenden zu mehr Einsamkeit. 

Für Strategien zur Bekämpfung der Armut führt die WHO Schweden als gutes Beispiel an: Dort sollen laut Sozialminister Jakob Forssmed Kinder und Jugendliche künftig Geldkarten bekommen, mit denen sie Gruppenaktivitäten für die Freizeit buchen können. Zudem werde Schweden Handys an öffentlichen Schulen verbieten, sagte der Minister. Studien hätten gezeigt, dass soziale Kontakte dadurch wachsen und Cybermobbing reduziert werde.