Kliniken verstärken Sicherheit wegen Übergriffen auf Mitarbeiter
Praxen und Kliniken in Deutschland ergreifen stärkere Sicherheitsmaßnahmen, um ihr Personal vor wachsender verbaler und körperlicher Gewalt zu schützen. "Die Krankenhäuser mussten in den vergangenen Jahren verschiedene Strategien zum Schutz ihrer Beschäftigten entwickeln", sagte Gerald Gaß, Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
Für Sicherheitsmaßnahmen wie Deeskalations- und Verteidigungskurse, Sicherheitsdienste, aber auch bauliche Maßnahmen forderte Gaß Hilfe bei der Finanzierung. "Auf den Kosten für Sicherheitsdienste bleiben die Kliniken heute sitzen", kritisierte er.
Konkrete Konzepte sehen etwa vor, dass Patienten in den Wartebereichen der Notaufnahmen in allen nicht medizinischen Angelegenheiten vorwiegend direkten Kontakt mit geschultem Sicherheitspersonal hätten, das mögliche Gewalttäter schnell erkenne. "Problematische Schichten werden so besetzt, dass immer auch körperlich besonders fitte und kräftige Pflegerinnen und Pfleger in den Teams arbeiten", sagte Gaß. Dies seien alles keine akzeptablen Zustände.
"Der Staat muss das Signal aussenden"
Sowohl Gaß als auch Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt plädieren außerdem für härtere Strafen bei Übergriffen auf das Personal in Kliniken und Praxen. "Der Staat muss das Signal aussenden, dass trotz überlanger Wartezeiten in der Notaufnahme, trotz komplizierter Prozesse im Krankenhaus, Gewalt absolut inakzeptabel ist und keinerlei Toleranz erfährt", sagte der DKG-Chef dem RND.
In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sprach sich Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) ebenfalls für eine härtere Ahndung aus. "Diejenigen anzugreifen, die anderen helfen, ist absolut inakzeptabel. Hier muss der Rechtsstaat entschlossen durchgreifen", sagte sie der Zeitung. Eine härtere Bestrafung würde "klarmachen, dass die Gesellschaft jedwede Gewalt und Aggression gegen Ärzte, Rettungskräfte und Pflegepersonal entschieden ablehnt.
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) unterstützte Warkens Vorstoß. KBV-Chef Andreas Gassen verwies dabei auch auf niedergelassene Ärztinnen und Ärzte und ihre Teams, die "explizit Erwähnung im Gesetz finden" sollten.
Übergriffe auf Krankenhauspersonal sollten nach dem gleichen Strafmaß wie Angriffe auf Feuerwehrleute, Sanitäter und anderes Rettungspersonal bewertet werden, forderte DKG-Chef Gaß. Reinhardt schlug dazu ein "bundesweites niedrigschwelliges und unbürokratisches Meldesystem" vor, um die Vorfälle zu dokumentieren.
Einige Kammern haben laut Reinhardt bereits Anlaufstellen eingerichtet, bei denen Betroffene Übergriffe melden könnten. Die Ärztekammern würden Ärztinnen und Ärzte mit Fortbildungsveranstaltungen und gezielten Deeskalationstrainings unterstützen, sagte der Bundesärztekammer-Präsident dem RND.