Mammografie-Screening senkt Sterblichkeitsrate bei Brustkrebs
Das Mammografie-Screening für Frauen trägt einer Studie zufolge zur Verringerung der Brustkrebssterblichkeit in Deutschland bei. Das vor 20 Jahren eingeführte, kostenlose Früherkennungsprogramm erhöhe auch die Heilungschancen für erkrankte Frauen, wie das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) mitteilte, das die Studie koordinierte. Für die Untersuchung wurden Daten aus den Jahren 2009 bis 2018 ausgewertet.
Die Ergebnisse bestätigen internationale Erkenntnisse: Unter den Teilnehmerinnen war die Brustkrebssterblichkeit über eine Nachbeobachtungszeit von bis zu 10 Jahren um 20 bis 30 Prozent geringer als bei den Nichtteilnehmerinnen. "Dabei handelt es sich um eine konservative Schätzung", sagte BfS-Präsidentin Inge Paulini. Bundesgesundheitsministerin Nina Warken sagte, die Ergebnisse seien eine sehr gute Nachricht für alle Frauen, die eine Einladung zum Screening erhielten. Sie könnten darauf vertrauen, dass eine Teilnahme nachweislich von Nutzen sei.
Mit einer Mammografie lassen sich Tumore sehr früh finden. Und je früher sie erkannt werden, desto besser sind meist die Heilungschancen. Fortgeschrittener Brustkrebs, bei dem es bereits Metastasen gibt, sei nach wie vor in der Regel nicht heilbar, sagte Klaus Kraywinkel, Leiter des Zentrums für Krebsregisterdaten am Robert Koch-Institut (RKI). Allerdings kann eine Behandlung das Fortschreiten der Krankheit verzögern, mitunter sogar für viele Jahre.
Nur etwa Hälfte der Frauen nutzt Screening-Angebot
Bei der Bewertung wurden Nutzen und Risiken der Untersuchung gegeneinander abgewogen. Dabei gilt: Nur erkrankte Frauen haben einen potenziellen Nutzen, die Risiken hingegen tragen alle Frauen, die an dem Programm teilnehmen. Dabei sind an erster Stelle Überdiagnosen zu nennen, dass also Frauen die Diagnose Brustkrebs bekommen, obwohl sie nicht daran leiden. Die Folgen können unnötige Behandlungen sein, Operationen etwa oder Bestrahlungen. BfS-Präsidentin Paulini nannte auch noch das mögliche Risiko durch die Mammografie an sich, insgesamt sei der ermittelte Nutzen aber "erheblich größer als das sehr geringe Strahlenrisiko", sagte sie.
Das steht für viele Experten allerdings nicht so sehr im Vordergrund wie mögliche Überdiagnosen. Darauf aber ging Paulini in der Pressemitteilung des BfS nicht ein. Aus internationalen Studien kann man schließen, dass etwa 11 bis 15 von 1.000 Frauen eine Überdiagnose bekommen, wenn sie 25 Jahre lang regelmäßig am Mammografie-Screening teilnehmen.
Das deutsche Mammografie-Screening-Programm wurde ursprünglich für 50- bis 69-Jährige eingeführt, aktuell wird Frauen von 50 bis 75 Jahren alle zwei Jahre eine Untersuchung angeboten. "Unter den 50- bis 69-Jährigen nimmt jedes Jahr etwa die Hälfte der Eingeladenen am Mammografie-Screening-Programm teil", sagte Paulini.
Brustkrebs stellt mit etwa 75.000 Neuerkrankungen jährlich die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland dar. Etwa eine von acht Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens, etwa 18.500 Frauen jährlich sterben daran. Je früher ein Tumor erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen.
Teilnahme ab 45 sinnvoll
Im Zuge des Programms können Frauen ab dem Alter von 50 Jahren alle zwei Jahre eine Röntgenuntersuchung der Brust zur Früherkennung in Anspruch nehmen. Solche bildgebenden Verfahren können schon sehr kleine Tumoren sichtbar machen. Frauen, bei denen Symptome bestehen oder ein ärztlicher Verdacht auf Brustkrebs vorliegt, erhalten Mammografien zudem im Rahmen der allgemeinen Versorgung.
Im vergangenen Jahr hatte das BfS berichtet, dass die Teilnahme am Mammografie-Screening-Programm auch für Frauen ab 45 Jahren mit mehr Nutzen als Risiken verbunden sei. Das Screening kann die Brustkrebssterblichkeit demnach bei den 45- bis 49-Jährigen ähnlich wie in der Gruppe der 50- bis 69-Jährigen um rund 20 Prozent reduzieren. Das Bundesamt empfiehlt darum, die untere Altersgrenze für die Teilnahme von 50 auf 45 Jahre herabzusetzen. In der Altersgruppe zwischen 45 und 50 Jahren erkranken dem BfS zufolge in Deutschland jedes Jahr etwa 5.000 Frauen an Brustkrebs.