WHO warnt vor weltweiter Ausbreitung des Chikungunyavirus

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat vor einer weltweiten Ausbreitung des Chikungunyavirus gewarnt. Der durch Stechmücken übertragene Erreger löst eine fiebrige Erkrankung aus. Diese sei bereits in 119 Ländern nachgewiesen worden, wodurch rund 5,6 Milliarden Menschen gefährdet seien, sagte WHO-Sprecherin Diana Rojas Alvarez in Genf. "Wir schlagen frühzeitig Alarm, damit sich die Länder rechtzeitig vorbereiten", sagte Rojas Alvarez.

Chikungunya verursacht hohes Fieber und starke Gelenkschmerzen, die bei vielen Betroffenen über Wochen oder Monate anhalten. Zwar verlaufen die meisten Infektionen mild, doch vor allem für ältere oder vorerkrankte Menschen kann die Erkrankung gefährlich werden. Bei Millionen von Infektionen könne selbst eine Sterblichkeitsrate von unter einem Prozent "Tausende Todesfälle bedeuten", sagte die WHO-Sprecherin.

Chikungunya breitet sich in China aus

In Südchina breitet sich das Virus derweil seit Kurzem rasch aus. In der Millionenstadt Foshan in der Provinz Guangdong verzeichneten die Behörden bislang 2.659 Fälle, wie das chinesische Staatsfernsehen berichtete. 53 Krankenhäuser in der Stadt mit zusammen mehr als 3.600 mückengeschützten Betten wurden demnach für die Behandlung der Infektionskrankheit ausgewiesen. Die bisherigen Fälle seien alle leicht verlaufen. 

Die Ausbreitung in Südchina veranlasste die Regierung zu einer Warnung. In der Hauptstadt hätten die Behörden gelegentlich Fälle des Virus nachgewiesen. Mit steigendem internationalen Reiseverkehr bleibe die Gefahr weiterer eingeschleppter Fälle jedoch bestehen, hieß es in einer Mitteilung. Wer vorbeugen wolle, könne Brutstätten von Mückenlarven wie Blumentöpfe entfernen oder die Mücken mit chemischen Mitteln töten, empfahl die Behörde. Zudem schütze lange Kleidung vor Stichen.

Die aktuelle Entwicklung erinnert laut WHO an die Epidemie von 2004 und 2005, als sich das Virus zunächst in Inselstaaten des Indischen Ozeans ausbreitete. Damals erkrankten rund eine halbe Million Menschen. Auch diesmal seien La Réunion, Mayotte und Mauritius besonders stark betroffen – auf La Réunion soll bereits ein Drittel der Bevölkerung infiziert worden sein. Das Virus breite sich inzwischen auch in Madagaskar, Somalia, Kenia und Südasien aus.

Bedingungen für Übertragung auch in Deutschland gegeben

Besonders besorgniserregend sei, dass inzwischen auch in Europa lokale Übertragungen gemeldet wurden. In Frankreich habe es seit Mai etwa 800 eingeschleppte Fälle auf dem französischen Festland gegeben, berichtete die WHO. Zwölfmal sei es dabei zu Ansteckungen durch lokal ansässige Mücken gekommen – unter anderem in Südfrankreich. 

Eine der Übertragungen hat sich laut Robert Koch-Institut zudem nahe der deutschen Grenze ereignet. Die Experten sehen grundsätzlich auch in Deutschland Bedingungen für solche Fälle gegeben. Hohe Temperaturen und das Vorkommen der Asiatischen Tigermücke, die eine potenzielle Überträgerin ist, würden auch hierzulande die Ausbreitung von Chikungunya begünstigen. In Italien wurde kürzlich ebenfalls ein Fall nachgewiesen, bei dem keine Reise in ein Risikogebiet vorausgegangen war.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt seit Anfang Juli erstmals eine Reiseimpfung gegen Chikungunya (PDF) für Menschen, die in Ausbruchsgebiete reisen oder wiederholt in Gebiete, in denen die Krankheit endemisch ist und die zusätzlich Risikofaktoren für eine schwere Erkrankung haben.

Anmerkung der Redaktion: Eine frühere Version dieses Artikels zeigte fälschlicherweise im Foto eine Schnake, keine Stechmücke wie die Asiatische Tigermücke, die in Europa als vorrangige Überträgerin des Chikungunyavirus gilt. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.