Hausärzte warnen vor "Bruchlandung" bei elektronischer Patientenakte
Der Hausärzteverband hat die Krankenkassen angesichts der schleppenden Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) zu einer besseren Aufklärung aufgefordert. "Die Zahl der aktiven Nutzer ist ernüchternd", sagte der Bundesvorsitzende des Hausärzteverbands, Markus Beier, der Rheinischen Post. Wenn die Verantwortlichen weitermachten wie bisher, "dann wird eines der wichtigsten versorgungspolitischen Projekte der letzten Jahre langsam, aber sicher scheitern".
Für Patienten wäre das eine schlechte Nachricht, "denn eine gut umgesetzte ePA hätte zweifellos das Potenzial, die Versorgung spürbar zu verbessern und zu vereinfachen", sagte Beier. Die elektronische Patientenakte sei aber in ihrer aktuellen Form "schlichtweg nicht alltagstauglich", sagte Beier weiter und verwies etwa auf einen komplizierten Registrierungsprozess und störanfällige Technik. Es vergehe kaum eine Woche, in der die Praxen keine Probleme mit dem Zugriff auf die ePA hätten.
Krankenkassen sollen Aufklärung ihrer Versicherten sicherstellen
"Notwendig wäre eigentlich eine große und koordinierte Informationskampagne gewesen. Stattdessen haben die Krankenkassen sich darauf beschränkt, vereinzelt Briefe mit allgemeinen Informationen zu versenden", kritisierte der Verbandsvorsitzende und warf den Kassen vor, bei der Aufklärung ihrer Versicherten "die Hände in den Schoß" zu legen. Die Folge sehe man in den Praxen. Die meisten Patienten hätten bisher kaum etwas von der ePA mitbekommen, geschweige denn sich mit ihr beschäftigt, sagte Beier. "Die Krankenkassen sind aufgefordert, ihre riesigen Verwaltungsbudgets dafür zu nutzen, endlich eine vernünftige Aufklärung ihrer Versicherten sicherzustellen", sagte er.
Die elektronische Patientenakte war nach mehrmonatiger Testphase Ende April bundesweit gestartet. Sie kann von allen rund 75 Millionen gesetzlich Versicherten schrittweise genutzt werden, um Befunde, Diagnosen und Medikamente zu speichern. Für Ärzte und andere Akteure des Gesundheitssystems ist die Nutzung der ePA erst ab dem 1. Oktober verpflichtend. Patientinnen und Patienten können der Nutzung auch dann noch widersprechen.