Auch die Nachtruhe verbraucht Energie: Schlaf ist Schwerarbeit – für Gehirn und Immunsystem

Wenn Sie joggen, verbraucht Ihr Körper etwa zehn Kilokalorien pro Kilogramm Körpergewicht pro Stunde – bei 70 Kilogramm also etwa 700 Kilokalorien. Bei ruhigem Sitzen, ohne irgendetwas zu tun – beim Fernsehen oder Lesen zum Beispiel –, liegt der Verbrauch etwa bei einem Zehntel des Energiebedarfs des Joggens. Beim Schlafen sinkt dieser Wert nur noch minimal. Fernsehen und Schlafen unterscheidet sich im Kalorienverbrauch fast nicht.

Das ist erstaunlich. Denn der Körper fährt im Schlaf viele energiezehrende Prozesse drastisch herunter: Die Körpertemperatur sinkt. In den Tiefschlafphasen fällt der Blutdruck, Herz und Atmung werden langsamer, Muskeln ruhen. Der Körper müsste also messbar Energie sparen. Tut er aber fast nicht. Es müssen nachts also andere „Verbraucher“ anspringen.

Im Schlaf räumt das Gehirn auf

Zwei dieser Verbraucher sind entscheidend: Gehirn und Immunsystem. Im Gehirn wird im Schlaf zunächst einfach „aufgeräumt“, Stoffwechselabfälle werden entsorgt – das sogenannte „glymphatische System“ wurde erst vor Kurzem entdeckt. Funktioniert die Reinigung nicht, scheint das Demenzrisiko zu steigen. Außerdem speichert das Gehirn nachts Erinnerungen und Fähigkeiten. Vokabeln und Erlebnisse werden immer wieder durchgespielt und verfestigt. Aber auch am Tag trainierte Fähigkeiten – Jonglieren oder Einradfahren – werden nachts im Kopf weiter trainiert.

Der zweite Verbraucher, das Immunsystem, bildet im Schlaf etwa Antikörper und Zytokine – Stoffe zur Abwehr von Krankheitserregern. Menschen mit zu wenig Schlaf sind deshalb oft anfälliger für Infektionen.

Aber warum ist der lebenswichtige Schlaf so ungleich verteilt? Warum schlafen Säuglinge zehn Stunden, Senioren aber nur sieben (wobei sich diese Werte individuell erheblich unterscheiden)? Einerseits muss das Säuglingsgehirn unfassbar viele neue Informationen verarbeiten und speichern. Andererseits ist bei Älteren der zweite große Energiefresser gefordert, das Immunsystem. Also müssten auch sie viel Schlaf brauchen. Wie so oft in der Medizin: Es bleiben große Fragen!