In vielen Kliniken und Pflegeheimen fehlen Klimaanlagen
Krankenhäuser und Pflegeheime sind nach Einschätzung von Experten nicht gut genug auf Hitze vorbereitet. "Die meisten Kliniken verfügen nicht über Klimaanlagen oder ähnlich wirksame Kühlsysteme", sagte die Vizechefin der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Henriette Neumeyer, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. Dies liege an einem jahrzehntelangen Investitionsstau. "Das belastet sowohl die Patientinnen und Patienten als auch die Beschäftigten", sagte Neumeyer.
Die meisten Kliniken müssten die Hitze heute mit einfachen und wenig wirksamen Mitteln wie Verschattung und Ventilatoren lindern, kritisierte die Vizechefin der DKG. Die Krankenhausgesellschaft fordert in diesem Zusammenhang dem Bericht zufolge ein mehrjähriges Investitionsprogramm von 31 Milliarden Euro für den klimagerechten Umbau von Krankenhäusern.
Auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz zeigte sich unzufrieden. "Weiterhin nehmen Bund und Länder den Hitzeschutz in den 1.600 Kliniken und 12.000 Pflegeheimen nicht ernst", sagte Vorstand Eugen Brysch. "Die verabschiedeten oder vorbereiteten Hitzeschutzpläne enden dort, wo die Patientensicherheit Geld kostet", sagte er.
Maximale Raumtemperatur 25 Grad
Der Deutsche Wetterdienst rechnet zur Wochenmitte mit dem Höhepunkt der aktuellen Hitzewelle und erwartet schwülheiße 31 bis 38 Grad. Mit Blick auf die Temperaturen sagte Brysch: "Bange Tage stehen den über 300.000 Krankenhauspatienten und 800.000 Pflegeheimbewohnern bevor."
Die Bundesgesundheitsministerin und der Bundesklimaminister müssten noch in diesem Jahr verbindliche Investitionszusagen für die Nachrüstung medizinisch-pflegerischer Einrichtungen abgeben, forderte Brysch. Das gelte auch für die Länder. Bestandsbauten müssten bis spätestens 2027 den klimatischen Bedingungen angepasst werden. "Bei Neubauten darf die Raumtemperatur 25 Grad nicht überschreiten. Das kann aber nur gelingen, wenn die Schutzvorkehrungen in jedem Bundesland baurechtlich verankert werden", sagte der Vorstandschef.
Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats, sagte: "Wenn wir weitermachen wie bisher, erleben wir die Klimakatastrophe in vollem Ausmaß und parallel dazu eine Gesundheitskatastrophe." Sie forderte "klare Strukturen, eine ausreichende Finanzierung, personelle Ressourcen und eine Einbindung der Pflege in alle relevanten Netzwerke, auch im Katastrophenschutz". Der Deutsche Pflegerat fordere, dass Bund, Länder sowie Kranken- und Pflegekassen den Hitzeschutz als verbindliche Aufgabe festschrieben.