Suizidraten weltweit seit 1990 deutlich gesunken
Die Suizidraten sind in vielen Ländern der Welt seit 1990 zurückgegangen. Einer im Fachjournal Nature Mental Health veröffentlichten Analyse zufolge sank die Zahl der Suizidtoten in 102 Staaten im Schnitt um knapp 30 Prozent. Ein internationales Forschungsteam wertete dafür Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus.
Die Forscherinnen und Forscher stellten fest, dass die durchschnittliche Rate von 10,33 Fällen pro 100.000 Einwohner im Jahr 1990 auf 7,24 im Jahr 2021 fiel. In einkommensstarken Ländern ging die Rate besonders deutlich zurück: von 12,68 auf 8,61 Fälle. Länder mit niedrigem bis mittlerem Einkommen verzeichneten einen Rückgang von 7,88 auf 5,73 Fälle. Insgesamt galten 54 Länder der Auswertung als einkommensstark.
Unterschiedliche Definitionen von Suizid könnten die Statistiken jedoch auch verzerren. Gleiches gelte für die gesellschaftliche Einstellung, diese zu melden. In der Studie heißt es, dass Stigmatisierung, religiöse Verbote und Kriminalisierung insbesondere in Ländern mit niedrigem bis mittlerem Einkommen dazu beitragen könnten, dass die Zahlen geringer erscheinen, als sie tatsächlich sind. Zugleich würden die Suizidraten mit zunehmender Urbanisierung steigen.
Als Gründe für den stärkeren Rückgang in Europa nennen die Wissenschaftler unter anderem eine verantwortungsvollere Medienberichterstattung und die Stärkung sozial-emotionaler Kompetenzen bei Jugendlichen. Die Ergebnisse der Studie würden zeigen, dass "wirksamere Strategien und Maßnahmen zur Senkung der Suizidsterblichkeit" notwendig seien – und zwar als kollektive weltweite Anstrengung.
Auf den Nutzen von Präventionsprogrammen weist auch der Statistiker Holger Leerhoff vom Amt für Statistik Berlin-Brandenburg hin, der selbst nicht an der Studie beteiligt war. Daneben hätten der verbesserte Zugang zu psychiatrischer Versorgung sowie die Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen in vielen Regionen positive Effekte gezeigt, sagte Leerhoff der Nachrichtenagentur dpa.
Weltweit mehr als 700.000 Tote durch Suizid
Nach den Berechnungen der Studie könnte die weltweite Suizidrate bis 2050 weiter auf 6,49 Fälle pro 100.000 Einwohner sinken. Weltweit sterben jährlich mehr als 700.000 Menschen durch Suizid. In Deutschland waren es im Jahr 2023 mehr als 10.000 Menschen.