Jeder Dritte meidet Informationen zur eigenen Gesundheit
Rund 30 Prozent der Menschen meiden Informationen zur eigenen Gesundheit. Das geht aus einer Studie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung hervor, die im Fachjournal Annals of Behavioral Medicine erschien.
Ein entscheidender Grund, warum Studienteilnehmer Informationen zu schweren Krankheiten aus dem Weg gehen, ist demnach das mangelnde Vertrauen in das Gesundheitssystem. Die höchste Quote wurde den Angaben zufolge bei den beiden unheilbaren neurodegenerativen Krankheiten Alzheimer und Huntington verzeichnet. Dort wollten 41 beziehungsweise 40 Prozent der Menschen keine Informationen zur Krankheit einholen. Bei schweren, aber behandelbaren Krankheiten wie einer HIV-Infektion oder Krebs sank diese Quote auf 32 und 29 Prozent.
"Eine Möglichkeit ist, dass Menschen sich ganz bewusst zu gewolltem Nichtwissen entscheiden", sagte der Mitautor der Studie, Ralph Hertwig, vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. "Das ist ein Phänomen, das wir bereits aus anderen Lebenskontexten kennen und das ganz vielfältige Gründe haben kann." Informationsvermeidung sei kein Randphänomen, sondern betreffe weltweit Millionen Menschen – mit direkten Folgen für Früherkennung, Therapieentscheidung und Gesundheitsverhalten, sagte Hertwig.
Wissenschaftler untersuchten Daten aus 25 Ländern
Das Institut ermittelte dazu 16 wichtige Faktoren, die das ablehnende Verhalten begünstigen sollen. Dazu gehörten etwa kognitive Überforderung, weil etwa eine Krebserkrankung komplex und aufreibend sein kann; die Furcht vor Stigmatisierung, beispielsweise durch einen positiven HIV-Test; oder mangelndes Vertrauen in das medizinische System und damit eine geringere Hoffnung, gut behandelt zu werden. Das Geschlecht oder eine ethnische Zugehörigkeit waren nicht unter den Faktoren.
Für ihre Studie analysierten die Wissenschaftler 92 Studien mit Daten von 564.497 Teilnehmenden aus 25 Ländern. Als Informationsvermeidung definierten die Autoren "jede Form von Verhalten, die darauf abzielt, die Beschaffung verfügbarer, aber potenziell unerwünschter Informationen zu verhindern oder zu verzögern". Dazu gehört beispielsweise, Arztbesuche hinauszuzögern, gar nicht erst wahrzunehmen oder die Ergebnisse nicht zur Kenntnis zu nehmen.