Bundesgesundheitsministerin will Klinik-Atlas vorerst weiterführen
Das deutschlandweite Krankenhausregister Bundes-Klinik-Atlas soll vorerst weiter angeboten werden. Das teilte eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums mit. Sie widersprach damit einem Medienbericht, demzufolge Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) das Prestigeprojekt ihres Vorgängers Karl Lauterbach (SPD) einstellen wolle. Der Klinik-Atlas "bleibt erstmal bestehen", werde aber "weiter geprüft, heißt es aus dem Bundesgesundheitsministerium.
Der Klinik-Atlas war Mitte Mai des vergangenen Jahres gestartet. Das Portal sollte eigentlich umfassende Informationen über Angebote und geleistete Qualität der rund 1.700 deutschen Kliniken liefern. Nach viel Kritik von medizinischen Fachgesellschaften, Klinikträgern und Patientenvertretern musste der Atlas überarbeitet werden.
Aktuell bietet er nur noch Informationen zu rund 25 Eingriffen, wobei es sich nicht um die häufigsten Behandlungen im Krankenhaus handelt. Fachleute und Patientenvertreter kritisieren unvollständige Daten und eine für Laien kaum verständliche Darstellung.
Krankenhausatlas wird geprüft
Die Ministeriumssprecherin sagte mit Blick auf die anderslautenden Berichte, dass lediglich die Arbeit der dafür bislang zuständigen Projektgruppe eingestellt werde. In Zukunft sei eine andere Fachabteilung zuständig. Wie es mit dem Portal weitergeht, sei derzeit indessen unklar. "Wir prüfen Optionen", sagte sie, dies sei noch nicht abgeschlossen.
Auf den Bericht über eine vermeintliche Abschaffung des Atlas gab es unterschiedliche Reaktionen. Der Sozialverband VdK sieht eine mögliche Einstellung kritisch. In diesem Fall erhielten "Patientinnen und Patienten nicht mehr das unabhängige Wissen, das ohne wirtschaftliche Einflussnahme zusammengetragen wurde", warnte dessen Präsidentin Verena Bentele. Auch das Krankenhausverzeichnis der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) könne den Atlas nicht ersetzen. "Es darf nicht sein, dass Informationen zur Krankenhausbehandlung künftig allein durch Klinikträger oder -verbände im Krankenhausverzeichnis bereitgestellt werden", sagte Bentele.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz würde eine Einstellung des Klinik-Atlas indessen unterstützen, obwohl sie das Projekt ursprünglich befürwortet hatte. "Die Bundesgesundheitsministerin sollte das lange Sterben des Bundes-Klinik-Atlas sofort beenden", sagte deren Vorstand Eugen Brysch der Nachrichtenagentur AFP. Das Nebeneinander mehrerer Internetverzeichnisse sei für Patientinnen und Patienten verwirrend.
Mehr Kliniken sollen schließen
Die Bundesgesundheitsministerin will zudem die von Lauterbach gegen die Kritik vieler Bundesländer beschlossene Krankenhausreform abändern. Über einen entsprechenden Gesetzentwurf soll das Bundeskabinett nach Informationen der Zeitungen Main-Post und Augsburger Allgemeine voraussichtlich am kommenden Mittwoch beraten.
Warken rechnet auch weiterhin damit, dass künftig Kliniken in Deutschland schließen. "Es wird Strukturveränderungen durch Zusammenlegungen und Schließungen von Krankenhäusern geben", sagte sie den Zeitungen. Überversorgung solle abgebaut werden, kündigte Warken an. "Wir wollen die Qualität der Versorgung der Menschen durch klare Vorgaben verbessern und die Wirtschaftlichkeit der Kliniken sicherstellen", betonte die Ministerin.
Für planbare, spezialisierte Eingriffe müssten Patienten möglicherweise dann längere Wege in Kauf nehmen. "Dennoch ist es unser Anspruch, eine flächendeckende Grundversorgung sicherzustellen", sagte die Bundesministerin. Ihr Ziel sei es, ein mehrheitsfähiges Gesetz einzubringen – "wenn möglich noch in diesem Jahr", sagte die CDU-Politikerin. Sie räumte aber ein, dass es von Länderseite insbesondere beim Rettungsdienst noch Gesprächsbedarf gebe.
+++ In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, dass Warken den Bundes-Klinik-Atlas abschaffen will. Dies haben wir nach dem Dementi durch das Bundesgesundheitsministerium korrigiert. +++