Lebenserwartung wieder so hoch wie vor Coronapandemie
Die weltweite Lebenserwartung für das Jahr 2023 liegt wieder auf dem Niveau von vor der Covid-19-Pandemie. Sie ist für Frauen auf 76,3 Jahre gestiegen und für Männer auf 71,5 Jahre. Das geht aus einer neuen Studie zur weltweiten Krankheitslast im Fachjournal The Lancet hervor. Seit 1950 ist die Lebenserwartung für Frauen und für Männer demnach um jeweils mehr als 20 Jahre gestiegen.
"Das rasante Wachstum der alternden Weltbevölkerung und die sich wandelnden Risikofaktoren haben eine neue Ära globaler Gesundheitsherausforderungen eingeläutet", sagt Studienleiter Christopher Murray.
Insgesamt wertete das Team weltweit 310.000 Datenquellen aus, von denen rund 30 Prozent erstmals in dieser Studienreihe verwendet wurden. In Modellen wurden auf Basis der Daten Schätzungen für 204 Länder und Territorien vorgenommen.
Häufigste Todesursache: Durchblutungsstörungen am Herzen
Nachdem 2021 Covid-19 die häufigste Todesursache war, stand die Erkrankung 2023 nur noch auf Rang 20. Wie vor der Pandemie waren die ischämischen Herzkrankheiten (Durchblutungsstörungen am Herzen), der Schlaganfall und die Lungenkrankheit COPD im Jahr 2023 die häufigsten Todesursachen. Zu diesen zählen zudem Infektionen der Lunge, Erkrankungen von Neugeborenen, Alzheimer-Demenz, Lungenkrebs, Diabetes, chronische Nierenkrankheiten und bluthochdruckbedingte Herzkrankheiten.
Die durchschnittliche Lebenserwartung für beide Geschlechter ist im Jahr 2023 global sehr unterschiedlich, von etwa 83 Jahren in Ländern mit hohem Durchschnittseinkommen bis rund 62 Jahre in afrikanischen Ländern südlich der Sahara. Die Lebenserwartung bezieht sich dabei auf Babys, die im entsprechenden Jahr geboren wurden.
Laut einer bereits im Mai veröffentlichten Prognose werden bis 2050 Männer im Schnitt 4,9 Lebensjahre hinzugewinnen, bei Frauen sind es 4,2 Jahre – der positive Trend wird sich also voraussichtlich fortsetzen, wenn auch mit einer geringeren Rate.
Allerdings gibt es auch Ausnahmen: Während die Sterblichkeitsraten allgemein rückläufig sind, stiegen sie bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Nord- und Südamerika an, hauptsächlich wegen Suizid sowie Drogen- und Alkoholkonsum.
Risikofaktoren: hoher Blutdruck, Feinstaubbelastung und Rauchen
In Deutschland zählten hoher Blutdruck, Rauchen und Übergewicht 2023 zu den größten Risikofaktoren für eine Beeinträchtigung der Gesundheit und einen frühzeitigen Tod. Weltweit gelten außerdem Feinstaubbelastung, ein hoher Blutzuckerspiegel, niedriges Geburtsgewicht und kurze Schwangerschaft und hoher LDL-Cholesterinspiegel als Risikofaktoren.
Trotz der insgesamt positiven Entwicklung in den mehr als 30 Jahren, in denen es die Studienreihe gibt, befürchten die Forschenden auch Rückschritte in den kommenden Jahren. Das liege vor allem an den Kürzungen für international finanzierte Programme gegen gesundheitliche Ungleichheit. "Jahrzehntelange Arbeit droht sich aufgrund der jüngsten Kürzungen der internationalen Hilfe aufzulösen", sagt Emmanuela Gakidou von der University of Washington. Länder in einkommensschwachen Regionen seien auf die globale Gesundheitsfinanzierung für lebensrettende Grundversorgung, Medikamente und Impfstoffe angewiesen.