Deutsche Pharmaindustrie profitiert vom Handelsstreit mit den USA
Der Verband forschender Pharma-Unternehmen (VFA) erwartet, dass die Produktion in der Pharmaindustrie im laufenden Jahr um 3,2 Prozent
zunimmt. Dagegen soll die Herstellung in der deutschen Industrie insgesamt um
1,7 Prozent zurückgehen. Zugleich sollen die Pharmainvestitionen um 2,7
Prozent wachsen und der Umsatz um 3,4 Prozent steigen. In der Folge steige die
Beschäftigung in Deutschland leicht an, gab der VFA an.
Grund für das Wachstum sei auch der Zollstreit mit US-Präsident Donald Trump, der schon im Frühjahr mit Zöllen für die Pharmaindustrie drohte. In der Folge brachten Pharmakonzerne noch schnell so viele Medikamente wie möglich in die USA. Deshalb stiegen Produktion und Exporte sprunghaft an.
Der Effekt wirke immer noch nach, teilte der VFA weiter mit. "Die jüngst hohen Ausfuhren in andere Länder zeigen, dass nun zunächst in die USA umgelenkte Lieferungen in die ursprünglichen Empfängerländer nachgeholt werden." Daher sollten Produktion und Umsätze im Jahresverlauf erhöht bleiben, für 2026 erwarte man geringere Werte. Dann soll der Pharmaumsatz leicht sinken (minus 0,7 Prozent), teilte der VFA mit.
Trumps Drohungen verunsichern
Für die deutsche Pharmabranche sind die USA ein unverzichtbarer Absatzmarkt; etwa ein Viertel der Exporte geht dorthin. Zuletzt hatte Trump mit Pharmazöllen von 100 Prozent auf Markenarzneien und patentierte Medikamente vom 1. Oktober an gedroht. Kurz vor der erwarteten Einführung hieß es aus US-Regierungskreisen, dass die EU davon verschont bliebe. Auf Arzneiimporte aus der EU soll demnach eine Zollobergrenze von 15 Prozent gelten.
Allerdings macht die Trump-Regierung Druck auf die Pharmabranche, um gegen hohe Arzneipreise in den USA vorzugehen. Konzerne wie Roche, Novartis und Sanofi haben Milliardeninvestitionen in den USA angekündigt. Auch Merck aus Darmstadt hat ein Abkommen mit der Trump-Regierung geschlossen.
Pharmaunternehmen dürften aber weiter in Deutschland investieren, teilte der VFA mit. "Auch wenn Investitionen in Deutschland zugunsten der USA zumindest teilweise zurückgestellt werden, dürften die Investitionen der Pharmaindustrie hierzulande weiter steigen", hieß es in der Mitteilung.