Zwei Drittel der Menschen in Deutschland fühlen sich gestresst

Ein Großteil der Menschen in Deutschland fühlt sich gestresst. Laut dem Stressreport, einer Umfrage für die Techniker Krankenkasse (TK), gaben 66 Prozent der Befragten an, in ihrem Alltag oder Berufsleben häufig oder manchmal gestresst zu sein. Die Tendenz ist dabei steigend: Bei einer ähnlichen Umfrage im Jahr 2013 hatte der Anteil derer, die sich gestresst fühlten, noch bei 57 Prozent gelegen.

Laut der aktuellen Erhebung empfinden nur acht Prozent der Menschen nach eigenen Angaben gar keinen Stress. Rund jeder vierte Befragte gab an, selten gestresst zu sein, 35 Prozent manchmal.

57 Prozent der Befragten empfinden das Leben heute stressiger als noch vor 15 oder 20 Jahren. Dabei haben Menschen zwischen 40 und 59 Jahren öfter den Eindruck, dass sie mehr Stress haben als früher, als Menschen zwischen 18 und 39 Jahren (63 Prozent gegenüber 53).

Größter Stressfaktor ist eigener, hoher Anspruch

Hauptstressfaktor ist der Umfrage zufolge ein hoher Anspruch der Befragten an sich selbst. An zweiter Stelle folgen Schule, Studium oder Beruf. Der am drittmeisten genannte Stressfaktor sind politische oder gesellschaftliche Probleme. Hier nehmen die Befragten vor allem Kriege und internationale Konflikte als stark belastend wahr. An vierter Stelle folgt die Angst vor politischer Polarisierung.

Bis zu einem gewissen Grad gehöre Stress zum Leben dazu, sagte TK-Chef Jens Baas. "Chronischer Stress jedoch erhöht das Risiko für bestimmte psychische und physische Krankheiten, wie zum Beispiel Herz-Kreislauf-Probleme, Rückenschmerzen oder Depressionen." Auch wenn sich kein ursächlicher Zusammenhang ableiten lasse, gehe aus der Befragung hervor, dass Menschen, die häufig oder manchmal gestresst sind, deutlich häufiger gesundheitliche Probleme hätten als jene, die sich selten oder nie gestresst fühlen. Sie leiden etwa vermehrt unter Verspannungen, Schlafstörungen oder Gereiztheit.

Deutliche Unterschiede bei den Geschlechtern

Um Stress abzubauen, verbringen 83 Prozent der Befragten Zeit draußen, 78 Prozent widmen sich einem Hobby. Ebenso viele treffen sich mit Familienmitgliedern oder Freunden. 73 Prozent hören oder machen Musik. Rund zwei Drittel bauen Stress ab, indem sie kochen oder essen gehen.

Teilweise zeigen sich deutliche Unterschiede bei den Geschlechtern. Bei Frauen ist der Stresslevel deutlich höher: 71 Prozent fühlen sich häufig oder manchmal gestresst, wie die aktuelle Befragung ergeben hat. Bei Männern sind es 60 Prozent.  Auch beim Stressabbau sind Unterschiede erkennbar. So trinken Männer häufiger als Frauen ein Bier oder ein Glas Wein oder spielen an der Konsole oder dem Computer. Frauen gehen hingegen lieber einkaufen und machen Yoga oder autogenes Training zum Stressabbau.

Psychologin empfiehlt "digitalen Detox"

"Wir sind evolutionspsychologisch nicht dafür gemacht, uns den ganzen Tag mit den Krisen des gesamten Planeten auseinanderzusetzen", sagte Judith Mangelsdorf, Professorin für Positive Psychologie an der Deutschen Hochschule für Gesundheit und Sport in Berlin. Es sei daher wichtig, gezielt zu steuern, wann und wie oft man sich über die weltpolitische Lage informiere, um sich nicht zu überfordern. Mangelsdorf empfahl unter anderem "digitale Detox-Zeiten". Wichtig sei zudem, positive Momente herzustellen und die seelische Widerstandskraft aufzubauen.

Für die Erhebung befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Mai 2025 bundesweit mehr als 1.400 Menschen. Es ist der vierte Report dieser Art im Auftrag der TK.