USA nehmen Hepatitis-Impfempfehlung für Neugeborene zurück
Berater der US-Regierung haben eine seit Jahrzehnten bestehende Empfehlung aufgehoben, alle Neugeborenen gegen Hepatitis B zu impfen. Eine solche Impfung ist nach Ansicht der Impfkommission künftig nur noch dann notwendig, wenn entweder der Säugling oder die Mutter positiv auf das Hepatitis-B-Virus getestet wurde oder deren Gesundheitszustand unbekannt ist.
Die Entscheidung der US-Impfberater ist ein politischer Erfolg des Gesundheitsministers Robert F. Kennedy Jr. Er ist Impfgegner und behauptet entgegen der Position von Gesundheitsexperten, es gebe möglicherweise einen Zusammenhang zwischen Impfungen und Autismus. Kennedy entließ sämtliche Mitglieder des beratenden Impfausschusses und ersetzte sie durch eigene Berater – darunter auch bekannte Impfkritiker. Die US-Gesundheitsbehörde CDC wird nun die Empfehlungen der Impfberater als Vorlage für öffentliche Gesundheitsrichtlinien nutzen. Unter anderem beeinflussen diese, für welche Behandlungen Krankenversicherungen die Kosten übernehmen.
Trump lässt sämtliche Impfempfehlungen überarbeiten
US-Präsident Donald Trump begrüßte die Entscheidung der Impfberater, die langjährige Empfehlung für die Impfung aller Neugeborenen in den USA gegen Hepatitis B zu streichen. Er wies zudem den Gesundheitsminister und den Direktor der Gesundheitsbehörde CDC an, sämtliche Impfvorschriften für Kinder in den USA zu überprüfen und an die Praxis in vergleichbaren Industrieländern anzupassen, teilte das Weiße Haus mit.
Die neue Empfehlung ersetzt die bisherige Weisung aus dem Jahr 1991, nach der alle Kinder in den USA per Impfung vor einer Ansteckung mit dem Virus geschützt werden sollten. Ein Großteil der Kinder soll nun entweder gar nicht oder später geimpft werden. Diese Entscheidung will die Impfkommission den Eltern überlassen. Vor einem Alter von zwei Monaten soll die Impfung aber nach der neuen Empfehlung der Kommission nicht geschehen.
Experten fürchten Anstieg von Hepatitis-B-Fällen
US-Gesundheitsexperten und Medizinerverbände wie die American Medical Association verurteilten den Schritt. Die neue Empfehlung der Impfberater baue Hürden auf und stehe im Widerspruch zu den über Jahrzehnte gesammelten Beweisen zur Sicherheit und Wirksamkeit von Hepatitis-B-Impfungen für Neugeborene. Die Neuregelung werde "nahezu mit Sicherheit zu einem Anstieg von Hepatitis-B-Fällen im ganzen Land führen", prognostiziert Richard Rupp, Professor für Pädiatrie an der Universität von Texas.
Eine Ansteckung mit dem Hepatitis-B-Virus kann zu schweren Lebererkrankungen führen. In den USA sind die Infektionen seit der Verbreitung des Impfschutzes um fast 90 Prozent gefallen, von 9,6 von 100.000 auf 1 von 100.000 im Jahr 2018. Das Virus verbreitet sich vor allem über Blut, Sperma, Muttermilch und andere Körperflüssigkeiten. Weil es asymptomatische Fälle gibt, wissen viele Menschen nicht, dass sie infiziert sind.
Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge entwickeln 95 Prozent von infizierten Neugeborenen eine chronische Leberentzündung. Die WHO empfiehlt, alle Babys nach der Geburt möglichst schnell gegen Hepatitis B zu impfen.