Lauterbach nennt bundesweiten Start von E-Patientenakte "Zeitenwende"
Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat den deutschlandweiten Start der elektronischen Patientenakte (ePA) als "Zeitenwende" und "längst überfälligen Wendepunkt in der Digitalisierung der Gesundheitsversorgung" begrüßt. Seit dem 15. Januar wurden in einer Testphase regional begrenzt elektronische Patientenakten angelegt, sofern die Patientinnen und Patienten dem nicht widersprochen haben. Das hätten laut Lauterbach nur etwa fünf Prozent der Versicherten getan. Ab dem morgigen Dienstag ist die regionale Testphase abgeschlossen und die ePA startet bundesweit.
Für die Versicherten bleibt die Nutzung der ePA weiterhin freiwillig. Sie können deren Nutzung widersprechen – sowohl generell als auch für bestimmte Anwendungen oder Nutzungsrechte. Ärztinnen und Ärzte sowie Apotheken und Krankenhäuser sollen die elektronische Patientenakte voraussichtlich ab dem 1. Oktober 2025 verpflichtend anbieten müssen.
Stiftung Patientenschutz kritisiert Umsetzung
Patientenschützer kritisieren die Umsetzung der ePA. Anders als bislang vermittelt, hätten Versicherte keine Möglichkeit, einzelne Dokumente nur bestimmten Ärzten, Therapeuten oder Apotheken zur Verfügung zu stellen, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch.
"So kann auch ein Orthopäde sehen, dass der Patient in jahrelanger psychotherapeutischer Behandlung ist, selbst wenn der Patient diese Information nur für neurologische Fachärzte zur Verfügung stellen will." Er kritisierte zudem, dass es nicht möglich sei, einzelne Medikamente aus der Akte zu entfernen. Im Vorfeld der Einführung waren zudem Bedenken wegen der IT-Sicherheit der in der ePA zu speichernden Daten geäußert worden, unter anderem vonseiten des Chaos Computer Clubs (CCC).
Lauterbach: Bald modernste Medizin-Infrastruktur in Europa
Lauterbach erklärte hingegen, man habe Sicherheitsbedenken berücksichtigt. "Patientinnen und Patienten bekommen endlich einen Überblick über ihre Daten und Befunde. Ärztinnen und Ärzte können bessere Entscheidungen treffen", sagte er. So sollen beispielsweise Doppeluntersuchungen vermieden oder die Gabe von Medikamenten verhindert werden, die sich mit denen, die Patienten bereits einnehmen, nicht vertragen.
Deutschland sei zwar spät dran mit der Digitalisierung, dafür sei man aber extrem gründlich und habe den Vorteil, die neuen Möglichkeiten der KI mitdenken zu können. Daher gehe er davon aus, dass Deutschland in wenigen Jahren in Sachen elektronischer Patientenakte und medizinischer Daten die modernste Infrastruktur in Europa haben werde.