Zwischen Welterbe und Zukunft: Erzgebirge feiert Kulturhauptstadt

Wo Geschichte lebendig ist und Kunst neue Wege zeigt

2025 wird das Erzgebirge zur Bühne für kulturelle Entdeckungen: Als Teil der Europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz präsentiert sich die Region im Herzen Europas mit außergewöhnlicher Vielfalt. Unter dem Motto "C the Unseen" rückt das Verborgene ins Licht – und lädt ein, eine traditionsreiche Kulturlandschaft neu zu entdecken.

Ob unter Tage im ehemaligen Bergwerk, entlang idyllischer Altstädte oder zwischen großformatigen Kunstwerken unter freiem Himmel – im Erzgebirge werden 2025 besondere Orte sichtbar gemacht. Viele neue Impulse und Projekte bleiben dabei auch über das Kulturhauptstadtjahr hinaus erlebbar.

Der PURPLE PATH – Kunstpfad der Verbindungen

Ein zentrales Projekt des Kulturhauptstadtjahres ist der PURPLE PATH: ein weitläufiger Skulpturen- und Kunstpfad, der Chemnitz mit dem Erzgebirge, Mittelsachsen und dem Zwickauer Land vernetzt. Zeitgenössische Kunst trifft hier auf jahrhundertealte Kulturlandschaft – an Flussufern, auf Industriebrachen, in historischen Stadtkernen und mitten im Grünen.

Internationale Künstler wie Tony Cragg, Daniel Buren oder James Turrell setzen Werke in Szene, die überraschende Perspektiven eröffnen. Die neogotische Hospitalkirche Lößnitz präsentiert Rebecca Horns The Universe in a Pearl, während in der KOHLEWELT Oelsnitz Werke von Till Brönner in einem ehemaligen Bergwerksgebäude neu inszeniert werden.

Doch der PURPLE PATH ist mehr als ein Kunsterlebnis: Er lädt zu aktiven Erkundungen ein – ob zu Fuß durch Wälder, mit dem Rad über sanfte Hügel oder beim Bummel durch die traditionsreichen Bergstädte Freiberg, Schneeberg und Schwarzenberg. Mit dem Kulturhauptstadt-Ticket lassen sich viele Stationen bequem und klimafreundlich mit Bus und Bahn erreichen.

1/8 Elfpunkte-Engel aus dem Hause Wendt & Kühn © Wendt & Kühn
2/8 Schloss Augustusburg © Chemnitz von oben | Patrick Engert
3/8 Kammweg Erzgebirge-Vogtland – der aussichtsreiche Qualitätswanderweg © TV Erzgebirge | R. Gaens
4/8 Dom Sankt Marien mit barocken Orgeln von Gottfried Silbermann, Freiberg, Erzgebirge © TVE | Greg Snell - snellmedia.com
5/8 Der Pöhlberg in der Nähe von Annaberg-Buchholz © TVE-Photoron
6/8 Der Frohnauer Hammer – älteste Schmiedemuseum Deutschlands und technisches Denkmal © TVE-Photoron
7/8 Schneeberg – die barocke Bergstadt im Erzgebirge © TVE | Uwe Meinhold
8/8 Der Kammweg verbindet Natur und Geschichte – in der Saigerhütte Olbernhau - Grünthal" eindrucksvoll erlebbar © Dirk Rückschloß

UNESCO-Welterbe mit Zukunft

Seit 2019 zählt das Erzgebirge zum UNESCO-Welterbe – als eine der bedeutendsten Montanlandschaften Europas. Über 850 Jahre Bergbaugeschichte haben eine Region geprägt, in der Technik, Handwerk, Glaube und Lebensart eng miteinander verwoben sind. Viele Museen, Besucherbergwerke und lebendige Traditionen machen dieses kulturelle Erbe greifbar.

Handwerkskunst mit Geschichte – und Zukunft

Wenn im August das Spielzeugdorf Seiffen Gastgeber für Kunsthandwerker aus ganz Europa ist, zeigt sich das Erzgebirge von seiner fantasievollen Seite: von modernen Holzspielzeug-Designs bis zum traditionellen Weihnachtsschmuck. Ein deutschlandweit einzigartiges Ereignis folgt im Oktober: die Tage des traditionellen Handwerks. Jedes Jahr öffnen über 100 Werkstätten, Museen und Manufakturen ihre Türen und gewähren Einblicke in jahrhundertealte Techniken – vom Drechseln über das Klöppeln bis zum Schmieden. Seit über 25 Jahren bietet dieses lebendige Format eine seltene Gelegenheit, handwerkliches Können hautnah zu erleben, selbst auszuprobieren – und regionale Kultur in ihrer authentischsten Form zu entdecken.

Zwischen Gefühl und Gesellschaft: Munch in Chemnitz

Auch emotionale Tiefen werden 2025 bewusst in den Blick gerückt. Angst, Einsamkeit und Unsicherheit sind universelle Erfahrungen – und Themen, die der norwegische Maler Edvard Munch eindrucksvoll ins Bild setzte. 1905 kam er auf Einladung der Familie Esche nach Chemnitz. In der Villa Esche entstanden das Bildnis Herbert Esche und der Blick aufs Chemnitztal, beide nun als Leihgaben in der Stadt zu sehen. Mit Zwei Menschen. Die Einsamen kehrt zudem ein Werk zurück, das fast 90 Jahre lang verschollen war. Die Ausstellung zeigt, wie eng Kunst, Gefühl und gesellschaftlicher Wandel miteinander verknüpft sind – damals wie heute.