„Night Always Comes“ auf Netflix: Wie weit würden Sie gehen, um an 25.000 Dollar zu gelangen?
Mit dem Satz ist der 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika ganz bei sich: „Der Punkt ist: Man kann gar nicht gierig genug sein.“ Dieses Trump-Zitat hat der US-amerikanische Schriftsteller Willy Vlautin 2021 seinem Roman „The Night Always Comes“ vorangestellt. Wenn sich Regisseur Eli Roth bei seiner gleichnamigen Verfilmung des Romans aber an den Punkt mit der Gier gehalten hätte, würde man der Hauptfigur Lynette ganz und gar unrecht tun.

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Der Thriller „Night Always Comes“ (auf Netflix) ist eine 100-minütige Achterbahnfahrt mit der Frage, wie viel eine junge Frau aushalten kann, deren Problem zwar viel mit Geld, aber eben nicht mit Gier zu tun hat, sondern vor allem mit einem Ultimatum und einer lieblosen Familie.
Lynette (Vanessa Kirby) ist Ende 20 und versucht, neben zwei Jobs ihren Schulabschluss nachzuholen. Sie will endlich einen festen Platz im Leben. Als der Vermieter anbietet, ihr das Haus zu verkaufen, in dem die Familie seit Ewigkeiten lebt, sieht Lynette die Chance, sich und ihrem Bruder Kenny in der Boomtown Portland ein sicheres Heim zu bieten.
Ich will nur einmal gewinnen.
Lynette (Vanessa Kirby) im Netflix-Film „Night Always Comes“
Sie braucht dazu nur 25.000 Dollar, die sie innerhalb von zwölf Stunden auftreiben muss, bis zum nächsten Morgen. Lynettes alleinerziehende, labile Mutter Doreen (Jennifer Jason Leigh) hatte sich auf Pump plötzlich für 25.000 Dollar ein Auto gekauft. Der Hauskauf droht zu platzen.
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Lynette startet einen Wettlauf gegen die Zeit. Sie verkauft ihren Körper, lügt, stiehlt, lässt einen Safe knacken, wird von Männern erniedrigt und gedemütigt, stellt sich wie nebenbei den Geistern der Vergangenheit und kommt ihrem Ziel am Ende der Nacht doch erstaunlich nahe. Wobei das Ziel ein ganz anderes ist, als es sich anfänglich dargestellt hat …
Der Thriller, der am Rande das US-Sozialsystem und das Prekariat von Alleinerziehenden in einem Trumpesken Amerika thematisiert,ist eine grandiose 110-minütige One-Woman-Show von Vanessa Kirby, zuletzt gesehen als White Widow in „Mission: Impossible – Dead Reckoning“. Viel weibliches Empowerment.
Unter Spannung gehalten vom irritierenden Missverhältnis des erstrebten Ziels (ein sicheres Heim auch für die undankbare, verantwortungslose Mutter) und der beeindruckenden Leidensfähigkeit, die Lynette bei ihrem atemlosen Ritt durch die Nacht zeigt.
Angetrieben von der Aussicht auf ein paar Tausend Dollar mehr. Und einem starken Soundtrack (Sharon van Etten, Boys Noize/Rico Nasty)!