Was Merkel so im Ruhestand treibt
Weihnachten: Es wird mal wieder Zeit! Und wer wie diese Frau um die 30 früh anfängt, hat länger etwas davon und kann außerdem bis zum Termin die gesamte Unterhaltungsliteratur durcharbeiten, die Weihnachten als ein fröhliches Fest verklärt. Zwischendrin geht in den Büchern natürlich auch immer etwas schief, die Lichterkette vertüddelt sich oder so, aber am Ende sind stets alle besinnungslos besinnlich. Selbst ein kleiner Mord kann dem nichts anhaben, aber immerhin hört man aus David Safiers Krimikomödien endlich mal wieder etwas von Angela Merkel. Es besteht ja weiterhin großes Interesse – eine leichte Merkel-Manie –, und die Vorstellung, die Bundeskanzlerin außer Dienst würde nun in der Uckermark Mordfälle aufklären, ist durchaus erheiternd. Mord unterm Weihnachtsbaum ist nun der mittlerweile fünfte Teil der Romanreihe um die ermittelnde Miss Merkel. Einige von ihnen wurden bereits für RTL verfilmt.
Frühzeitig aus dem Winterurlaub auf Hawaii abgereist – auch, weil die Gastgeber Michelle und Barack Obama wohl sehr viel Sex hatten –, kommen Angela Merkel und "Herr Sauer" zu der schönen Bescherung nach Hause, dass ein toter Weihnachtsmann kopfüber in ihrem Kamin steckt. Es ist zweifelsohne ein Mord, und die von ihrem Ruhestand ansonsten gelangweilte "Angela" will ihn nun aufklären. Kühl kalkulierend verlässt sie sich dabei auf Fakten und, wer hätte das gedacht!, nicht auf Gefühle. Sie kann auf die Erfahrungen als Politikerin zurückgreifen und gerät gelegentlich ins Sinnieren über ihre Amtszeit und die Wangenküsse von Silvio Berlusconi. Zu Merkels Ermittlungsteam gehören eher unfreiwillig auch der Leibwächter Mike und ihr Mops Pupsi, der in früheren Ausgaben noch "Putin" hieß, nach dem russischen Überfall auf die Ukraine aber einen neuen Namen bekam. Es muss ohnehin ein sehr freundliches Tier sein, nachdem Angela Merkel bekanntermaßen Angst vor Hunden hat. Es gibt ja das große Bedürfnis, öffentlichen Figuren durch private Details auch etwas Menschliches zu verleihen. Über Angela Merkel ist eher begrenzt viel bekannt – sie geht gerne wandern und in die Oper, bezahlt im Supermarkt lieber bar, ist bekennender Fußballfan und hat Bastian Schweinsteiger einst versehentlich nackt gesehen. Das gibt wiederum Safier eine gute Gelegenheit, dieses Bild im Rahmen der Kunstfreiheit mit viel Slapstick und Insiderwitzen auszugestalten.
In ihrem aktuellen Fall taumelt Merkel, stark am Glühweinglas, zwischen Weihnachtsmelancholie und Weihnachtsglück den Spuren hinterher. Die Leiche, der örtliche "Weihnachtsfreak" Egon Kerner, konnte zwar einen hervorragenden Eierlikörpunsch zubereiten, war darüber hinaus aber nicht sonderlich beliebt. Als herauskommt, dass er als eine letzte Amtshandlung seine Konkurrenten im Weihnachtsmannbusiness erpresst hat, werden jene vier Männer und eine Frau zu den Hauptverdächtigen. Bis zum Heiligen Abend muss nun jemand von ihnen unbedingt überführt werden, damit der Frieden endlich wieder einkehren und man es sich gemütlich machen kann.