Das ist schon sehr, sehr komisch

Zwei Dinge passierten kürzlich im Washingtoner Kennedy Center, die eigentlich alles über das Entertainment in diesen Tagen erzählen. Mitte März besuchte Donald Trump das berühmte Kulturzentrum zum ersten Mal in seiner neuen Rolle. Zuvor hatte er die Demokraten aus dem bisher unparteiischen Vorstand entlassen, die Leitung gefeuert und sich selbst zum Chef ernannt. Auf dem Treffen mit den Verantwortlichen erzählte Trump von einem Musical, das er irgendwann einmal besucht hatte, Cats, das war toll, vierte Reihe saß er ("die haben mich gut behandelt, weil ich ein junger Star war"), und er versprach noch, die Institution "hot again" zu machen.

All das wissen wir, weil jemand geistesgegenwärtig mitschnitt und das Band der New York Times zuspielte. Ein Präsident, der sich lustvoll vor der Kulturelite blamiert, das ist ziemlich unterhaltsam. Sieben Tage später wurde mit vollem Recht dem Komiker Conan O’Brien genau in dieser Einrichtung der Mark-Twain-Preis verliehen, der wichtigste Humor-Preis der USA und damit des Universums. Das alles kann man jetzt auf Netflix sehen. Dafür reiste die Comedyprominenz persönlich an – Stephen Colbert, Adam Sandler, Sarah Silverman, David Letterman, Niki Glaser – und demonstrierte elegant den Unterschied zwischen einer lächerlichen Welt und einer Welt, über die man lachen muss. Denn plötzlich spürte man es wieder, das ehrliche, nicht aufzuhaltende Lachen, professionell hervorgekitzelt von exzellenten Handwerkern. Im Scheinwerferlicht des Kennedy Center blitzen an diesem Abend geschärfte Pointen, nicht als Waffen, sondern als schlichte Beweise: Der Humor ist auf unserer Seite.

"Willkommen zu einer neuen Ära des Kennedy Center, das die wahren amerikanischen Werte feiert", sagt eine Stimme aus dem Off. "Diese gepriesene Bühne wird nun vornehme, elegante und ehrenhafte Unterhaltung zeigen, auf die wir als Nation stolz sein können." Licht an, der Spot fällt auf eine langjährige Figur aus dem Repertoire Conan O’Briens: Ein großer Bär mit einem hängenden Sack um die Lende, der masturbiert – auch bekannt als der masturbierende Bär.

Der Ton ist gesetzt, alles steht im golden-rötlichen Schimmer des sehr blassen, irischstämmigen Komikers. O’Brien war nie bekannt dafür, besonders politisch zu sein, er dürfte die unbeschwerteste Comedyfolge über den Nahostkonflikt gedreht haben und balancierte als Moderator die Oscars zuletzt etwas zu schrammenfrei durch die turbulente nationale Gesamtlage. Aber O’Brien beherrscht die Kunst des Schabernacks, sie ist überraschend, schnell, klug, nicht neurotisch und zugewandt.

Die Komikerin Sarah Silverman erklärt an diesem Abend das Prinzip O’Brien mit einem seiner Sketche, in dem sich Hitler gegen die ständigen Vergleiche mit Trump verteidigt. Dafür habe er sie, Sarah Silverman, gefragt, ob sie nicht Hitler spielen will. "Ganz abgesehen davon, dass ich mir natürlich keinen Schnurrbart wachsen lassen kann, bin ich nicht unbedingt eine offensichtliche Wahl für Hitler", sagt Silverman. "Ich meine, natürlich bin ich eine offensichtliche Wahl für Hitler ..."

Der Name Trump fällt kein einziges Mal an diesem Abend. Nie kippt die Veranstaltung Richtung Agitation, niemand ruft zur Revolution auf. Gott sei Dank, es gibt nichts Unlustigeres als Komiker, die zu Leitartiklern werden. Stattdessen betrachten diese Comedians den Wahnsinn als Material. Will Ferrell spielt den narzisstischen Neider, der 2011 den Preis gewann ("Damals war alles um einiges kompetitiver"), und ruft genervt, er hätte jetzt weiß Gott Besseres zu tun, beispielsweise "das Bildungsministerium zu schließen!".

Ja, Humor kann im Widerstand helfen. Aber Widerstand kann auch dem Humor helfen. Stephen Colbert erzählt, als er 2022 den Preis erhielt, sei das noch recht anders gewesen: "Heute haben sie zwei neue Vorstandsmitglieder bekannt gegeben. Baschar al-Assad und Skeletor." Und schon zeigt sich die Schönheit des Nach-oben-Tretens. Man braucht nicht viele intakte Hirnzellen, um an der Welt zu verzweifeln. Aber um auf sie schnell und witzig zu reagieren, bedarf es einer gewissen Intelligenz. "Ich bin kein Historiker", sagt der Late-Night-Star David Letterman schließlich, der in den USA eine Autorität besitzt wie der Weihnachtsmann. "Aber das hier wird die unterhaltsamste Versammlung des Widerstands aller Zeiten."

Am Ende steht Conan O’Brien schließlich auf der Bühne neben der kleinen Bronze-Büste von Mark Twain und erzählt, dass Twain Tyrannen hasste, dass er hochtrat, nicht runter. "Patriotismus bedeutet, dein Land immer zu lieben. Und deine Regierung, wenn sie es verdient", zitiert er Twain. Was das mit Comedy zu tun habe?, fragt O’Brien nach einer ernsten Weile. "Alles!" Die Comedy, die er immer liebte, basierte auf der Annahme, "dass wir alle fehlerhaft, hingebungsvoll absurd seien und uns gemeinsam im Schlamm suhlen". Es geht um "das glorreiche Chaos des Menschseins".

Und eigentlich ist es ganz einfach: Amerika hat schwere, tiefe Fehler. Ausgerechnet die Comedians bieten eine lässige Alternative zum neuen National-Spott, zur Häme, zur Ignoranz dieser Tage. Nach diesen eineinhalb Stunden ist etwas gelöst, vielleicht, weil Humor in seinen guten Momenten eine Art Lift-Funktion besitzt, mit der man einmal ganz hochfahren, auf alles draufschauen und feststellen kann: Ja, es ist ein glorreiches Chaos.