Nobel geht die Welt zugrunde
Weltpolitik könnte so einfach sein. Zum Beispiel so: Man lockt
den mächtigsten Mann mit etwas, das er sich nicht kaufen kann, aber unbedingt haben will. Im Gegenzug sichert man sich dessen unbedingte Solidarität und aktive Unterstützung. Die ist viel wert – denn der mächtigste Mann der Welt
ist bekanntlich viel beschäftigt.
Benjamin Netanjahu ist ein außenpolitischer Vollprofi. Und er kennt Donald Trump schon lange; er weiß, wie sehr den wurmt, dass Barack Obama gleich zu Beginn seiner Amtszeit mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde – und er selbst immer noch nicht. Also zog der israelische Premierminister nun eine besondere Karte, um sicherzustellen, dass der US-Präsident sich nicht ablenken lässt und im zähen Nahost-Konflikt bei der Sache bleibt.
Bei seinem Besuch in Washington berichtete Netanjahu vor laufenden Kameras, dass er Trump für diesen Preis vorgeschlagen habe. Der US-Präsident stifte gerade – "während wir hier sprechen" – Frieden "in einer Region nach der anderen", sagte Netanjahu und überreichte ein Schreiben, das er an das norwegische Nobelkomitee geschickt habe. Da entfuhr wohl nicht nur Trump ein "Wow".
Es war nicht das erste Mal, dass der Republikaner für diese Auszeichnung vorgeschlagen wurde – mehrfach von Mitgliedern seiner eigenen Partei und zuletzt von der Regierung in Pakistan und dem kongolesischen Präsidenten. Da zeigt sich ein Muster: Denn eigentlich wird gar nicht bekannt, wer für den Preis vorgeschlagen wird. Die Nobel-Institutionen halten alle Namen 50 Jahre lang geheim. Wer lauthals herausposaunt, jemanden nominiert zu haben, verspricht sich also etwas von diesem Schritt.
Das geht allerdings auch andersherum: So hat Oleksandr Mereschko, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im ukrainischen Parlament, seine Nominierung wieder zurückgezogen – mit der Begründung, er habe "jegliches Vertrauen und jeglichen Glauben" an Trump und dessen Fähigkeit, einen Waffenstillstand zwischen Russland und der Ukraine zu erreichen, verloren.
Der israelische Premier, der kongolesische Präsident und die pakistanische Regierung glauben dagegen, dass es sich weiterhin lohnt, den US-Präsidenten an ihre jeweilige Sache zu binden. Und ist es nicht so: Frieden in Nahost, in Zentralafrika oder zwischen den Atommächten Indien und Pakistan – da hat doch keiner was dagegen.