Sozialdemokraten liegen bei Parlamentswahl in Norwegen vorn
Bei den Parlamentswahlen in Norwegen zeichnet sich ein Sieg der Regierungspartei von Ministerpräsident Jonas Gahr Støre ab. Die sozialdemokratische Arbeiterpartei (Ap) erzielte laut ersten Hochrechnungen 28,1 Prozent der Stimmen. Die rechtspopulistische Fortschrittspartei (FrP) verzeichnete mit einem Plus von 12,6 Prozent den größten Zuwachs und wurde mit vorläufig 24,2 Prozent zweitstärkste Kraft, wie die norwegische Wahlbehörde mitteilte. Auf Platz drei landeten die Konservativen (Høyre) der ehemaligen Ministerpräsidentin Erna Solberg mit zunächst 14,5 Prozent.
Der Wahlbehörde zufolge kommen die Parteien des rot-grünen Blocks auf eine knappe Mehrheit im Parlament. Gemeinsam hätten sie demnach 88 der 169 Sitze. Ministerpräsident Støre führt seit 2021 eine Minderheitsregierung. Sollten sich die Hochrechnungen bestätigen, könnte er im Amt bleiben. Seine Regierung wäre allerdings bei wichtigen Entscheidungen wie in der Haushaltspolitik stark von den kleineren Parteien abhängig.
Ende vergangenen Jahres hatte noch ein Sieg der rechtspopulistischen Fortschrittspartei als wahrscheinlich gegolten. Damals führte die FrP die Umfragen deutlich an, während die Konservativen mit etwa 20 Prozent vor Støres Sozialdemokraten lagen. Den Erhebungen am Wahlabend zufolge stimmten insbesondere Jungwähler und Männer für die Rechtspopulisten.
Regierungspartei kann Beliebtheit wieder steigern
Die Zustimmung für die Regierungspartei nahm jedoch im Frühjahr spürbar zu. Beobachtern zufolge profitierte Regierungschef Støre dabei von mehreren Faktoren. Einer davon sei der Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump Ende Januar gewesen. Die dadurch entstandene Unsicherheit im transatlantischen Verhältnis habe das Bedürfnis nach einem erfahrenen Regierungschef in Norwegen verstärkt.
Støre holte zudem im Februar Ex-Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg als Finanzminister in sein Kabinett. Stoltenberg, der selbst drei Amtszeiten als norwegischer Ministerpräsident absolviert hat, gilt als einer der beliebtesten Politiker des Landes. Russlands Krieg in der Ukraine hat außenpolitische Themen bei der Wahl stärker als sonst in den Vordergrund gerückt.
Stark geprägt war der Wahlkampf aber auch vom Unmut der Norwegerinnen und Norweger über die hohen Lebenshaltungskosten im Land. Die Lebensmittelpreise sind in den vergangenen zwölf Monaten um 5,9 Prozent gestiegen. Während Støres Arbeiterpartei für stabile Steuern eintritt, fordern ihre linken Verbündeten höhere Abgaben für Wohlhabende.
Norwegen ist wichtiger Gaslieferant der EU
Norwegen ist Nato-, aber kein EU-Mitglied. Dennoch spielt das Land eine wichtige Rolle für andere europäische Staaten: Norwegen ist seit der Abkehr von russischen Energieträgern nach Russlands Überfall auf die Ukraine 2022 der wichtigste Gaslieferant der EU, was die Haltung der künftigen Regierung zur Gasförderung zu einem europäischen Thema macht. Die grüne Partei MDG etwa will keine neuen Öl- und Gasbohrungen mehr zulassen, während die Ap diese befürwortet.