Aktivisten berichten von erneutem Drohnenangriff auf Gaza-Hilfsflotte
Erneut sind mehrere Boote der Gaza-Hilfsflotte Global Sumud Flotilla nach Angaben der
Organisatoren im Mittelmeer von Drohnen attackiert worden. Bei dem Vorfall vor
der Küste Griechenlands sei es zu mehreren Explosionen gekommen und auch die Funkverbindungen der Boote seien gestört worden, wie die Aktivisten der Flotte in der Nacht
zum Mittwoch in sozialen Netzwerken mitteilten. Angaben zu Verletzten gab es zunächst keine.
Unidentifizierte Objekte seien auf Decks mehrerer Schiffe gefallen und hätten Schäden verursacht, berichteten die Menschenrechtsaktivisten. Der polnische Abgeordnete Franek Sterczewski, der sich an Bord eines der Schiffe befindet, sprach von insgesamt 13 Angriffen auf zehn Schiffe, von denen drei beschädigt worden seien. Die deutsche Aktivistin Yasemin Acar sprach in Videos von mindestens 15 bis 16 gesichteten Drohnen. Ein auf der Instagram-Seite der Flotte veröffentlichtes Video zeigt eine Explosion und soll nach Angaben der Organisation vom Schiff Spectre der Flotte aus gefilmt worden sein.
Die "feindliche" Seite habe bei dem Angriff Songs der schwedischen Band ABBA gespielt, sagte einer der Aktivisten. Grund dafür sei wohl eine "schräge Besessenheit" mit der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg, die sich ebenfalls an Bord der Flotte befindet.
Italien, EU und Vereinte Nationen reagieren besorgt auf die mutmaßlichen Angriffe
Um die Sicherheit der Flotte und der italienischen Staatsbürger an Bord zu gewährleisten, hat Italiens Verteidigungsminister Guido Crosetto nach den Berichten den sofortigen Einsatz einer Fregatte der Marine mit Regierungschefin Giorgia Meloni abgesprochen und angeordnet. Das Schiff sei auf dem Weg in das Gebiet für "mögliche Rettungsmaßnahmen", erklärte Crosetto bei X.
Zuvor hatte Italiens Außenminister Antonio Tajani Israel dazu aufgerufen, die Sicherheit der Flotte zu gewährleisten. Unter den propalästinensischen Aktivisten an Bord der rund 50 Boote der Flotte befänden sich "italienische Staatsbürger sowie Mitglieder des Parlaments und des Europäischen Parlaments", erklärte Tajani.
Auch die EU-Kommission sowie die Vereinten Nationen äußerten sich besorgt zu den Berichten über die erneuten Drohnenangriffe. Eine Sprecherin der EU-Kommission forderte die Wahrung der Schifffahrtsfreiheit nach internationalem Recht und verurteilte jegliche Gewaltanwendung. "Daher sind Angriffe, Drohnenangriffe, Beschlagnahmungen oder jegliche Gewaltanwendung gegen die Flottille nicht akzeptabel", sagte die Sprecherin.
Das UN-Menschenrechtsbüro rief zu einer "unabhängigen, unparteiischen und gründlichen" Untersuchung der Vorfälle auf. Die UN-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese warf Israel auf X vor, an Land Völkermord zu begehen und sich auf See gesetzlos zu verhalten.
Israel kündigt an "eine Einfahrt ins Kampfgebiet zu verhindern"
Die griechische Küstenwache dagegen bestritt Schäden durch Angriffe und behauptete gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, ein Patrouillenboot der EU-Grenzschutzagentur Frontex habe sich einem der Schiffe der Flotte genähert und "keine Anzeichen von Schäden" feststellen können.
Schon bei einem Stopp in Tunesien war die Flotte nach Angaben der Organisatoren zweimal von Drohnen angegriffen worden. Israel hatte trotz Kritik und dem internationalen Seerecht, das Angriffe in internationalen Gewässern verbietet, erklärt, "alle notwendigen Schritte zu unternehmen, um eine Einfahrt (der Flotte) ins Kampfgebiet zu verhindern und um jeden Verstoß gegen eine rechtmäßige Seeblockade zu stoppen".
Bereits im Juni und Juli hatte Israel zwei Versuche von Aktivistinnen und Aktivisten unterbunden, Hilfsgüter auf dem Seeweg in den Gazastreifen zu bringen. Die israelische Armee stoppte die beteiligten Schiffe, nahm die Besatzungen fest und verwies sie des Landes.
Die Global Sumud Flotilla hatte sich Anfang September aus Barcelona auf den Weg in Richtung Gaza gemacht. Das erklärte Ziel der Aktivisten ist es, Hilfsgüter an die hungernde Bevölkerung im von Israel abgeriegelten und immer wieder beschossenen Gazastreifen zu bringen und so die mutmaßlich völkerrechtswidrige israelische Seeblockade zu durchbrechen. Die Flotte besteht derzeit aus 51 Schiffen, von denen sich die meisten vor der Küste der griechischen Insel Kreta befinden. Zu den Mitgliedern der Flotte zählen neben Thunberg weitere prominente Aktivisten und Politiker aus verschiedenen Ländern.