Starmer ruft zum Kampf um "die Seele des Landes" auf

Der britische Premierminister Keir Starmer hat zum entschlossenen Kampf gegen die in Umfragen führende rechtspopulistische Partei Reform UK von Nigel Farage aufgerufen. Dies sei eine Auseinandersetzung "um die Seele des Landes", sagte der Regierungschef beim Labour-Parteitag in Liverpool. Er selbst werde "mit jedem Atemzug für das tolerante, anständige und achtungsvolle Großbritannien kämpfen", das er kenne.

Das Land stehe an einer Weggabelung zwischen "Erneuerung", verkörpert durch die seit 14 Monaten regierende Labour Party, und dem "Groll" von Reform UK. Über Farage sagt Starmer: "Er mag Großbritannien nicht und er glaubt nicht an Großbritannien." Farage wolle ein stolzes, selbstbewusstes Land in einen "Wettbewerb der Opfer" verwandeln. Die Briten hätten zu wählen zwischen "Anstand" und "Spaltung".

Starmer verteidigte ein multikulturelles Großbritannien und warf Reform UK unter stehenden Ovationen des Parteitags offenen Rassismus vor: "Wer sagt oder impliziert, dass jemand wegen seiner Hautfarbe nicht Engländer oder Brite sein könne, ist ein Feind der nationalen Erneuerung."

Unbequeme Entscheidungen stehen an

Die nächste Parlamentswahl steht erst 2029 an, doch historisch schwache Umfragewerte sorgen für Diskussionen über Starmer in seiner allein regierenden Labour Party. Starmer warb beim Parteitag um Geduld: "Wir müssen klar machen, dass unser Pfad, der Pfad der Erneuerung, lang ist, schwierig ist. Er erfordert Entscheidungen, die nicht kostenlos oder einfach sind – Entscheidungen, die für unsere Partei nicht immer bequem sein werden."

Starmers Regierung muss im November einen Haushalt vorlegen, der wohl nicht ohne Steuererhöhungen auskommen wird. Schon jetzt wird spekuliert, dass schlechte Ergebnisse für Labour bei Wahlen in zahlreichen englischen Kommunen wie auch in Schottland und Wales 2026 Starmer zum Rücktritt zwingen könnten.

Kritiker werfen Starmer mangelnde Führungskraft vor. In Umfragen liegt Labour weit hinter Reform UK – laut einer Ende September veröffentlichten Erhebung sind es inzwischen sogar zwölf Prozentpunkte. Starmer ist demnach der unbeliebteste britische Premier seit 1977. In der Labour-Partei werden Rufe nach einer weiter links orientierten Politik laut.