Beschluss des EU-Parlaments: Veggie-Wurst soll nicht mehr Wurst heißen dürfen
Das Europaparlament hat sich mehrheitlich dafür ausgesprochen, dass vegetarische Fleischersatzprodukte künftig nicht mehr Burger, Schnitzel und Wurst heißen sollen.
Eine Mehrheit aus Rechtsaußen-Fraktionen und Teilen der konservativen Fraktion um CDU und CSU stimmte am Mittwoch in Straßburg für eine entsprechende Gesetzesänderung. Die Entscheidung ist allerdings nicht endgültig, sie geht nun in die Verhandlungen mit den 27 EU-Ländern.
Den Antrag hatte eine Abgeordnete der französischen Konservativen, Céline Imart, eingebracht. „Es geht um Transparenz und Klarheit für den Verbraucher und um Anerkennung für die Arbeit unserer Landwirte“, sagte Imart in einer Parlamentsdebatte zum Thema. Die im Supermarkt gebräuchlichen Bezeichnungen seien irreführend.
Das ist nicht Verbraucherschutz, das ist Lobbyismus im Dienste der Fleischindustrie.
Stellungnahme der Organisation Foodwatch
Die Verbraucherorganisation BEUC widerspricht und verweist auf eigene Umfragen. „Die Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher ist über diese Begriffe nicht verwirrt“, schreibt die BEUC-Expertin Popescu in einem Online-Beitrag. „Das ist nicht Verbraucherschutz, das ist Lobbyismus im Dienste der Fleischindustrie“, kritisierte auch die Organisation Foodwatch.
Ein gemeinsamer Brief an die deutschen EU-Abgeordneten, der sich gegen die Verbotspläne für die derzeitigen Bezeichnungen von Fleischalternativen wendet, wurde auch von großen Lebensmittelkonzernen unterstützt. Unter den Unterzeichnenden sind beispielsweise Aldi Süd, Lidl, Burgerking sowie Rügenwalder Mühle.
Eine Wurst ist eine Wurst. Wurst ist nicht vegan.
Friedrich Merz (CDU), Bundeskanzler
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Agrarminister Alois Rainer (CSU) hatten sich hingegen hinter die Pläne gestellt. „Eine Wurst ist eine Wurst. Wurst ist nicht vegan“, hatte Merz am Sonntagabend in der ARD-Sendung „Caren Miosga“ gesagt.
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Die Abstimmung über die Burger-Namen in Straßburg war Teil eines Gesetzespakets, mit dem die EU eigentlich die Position von Landwirtinnen und Landwirten in den Verhandlungen über Preise in Supermärkten stärken will. Dazu gehört eine Pflicht für schriftliche Verträge zwischen den Betrieben und ihren Abnehmern. Diese gehören etwa in der Milchindustrie derzeit nicht zum Standard.
Das Europaparlament stellte sich mit der Abstimmung am Mittwoch grundsätzlich hinter die Pläne. Sie sprachen sich aber mehrheitlich dafür aus, Ausnahmen von der Vertragspflicht zu erlauben, wenn ein Branchenverband darum bittet.
Lesermeinungen zum Artikel
„Sprache entwickelt sich, und Begriffe beschreiben oft Form, Verwendung oder Funktion, nicht zwingend den Ursprung. Niemand denkt bei Scheuermilch an eine Kuh, bei Leberwurstbrot nicht automatisch an echte Leber, bei Kabelsalat nicht an Gemüse, und Mettigel ist auch kein Tier. [...] Wenn also jemand ,vegane Wurst’ oder ,Sojaschnitzel’ sagt, versteht jeder, was gemeint ist – eine pflanzliche Alternative, die in Form, Anwendung oder Geschmack an das Original erinnert. Das ist nicht irreführend, sondern eine hilfreiche Orientierung für Konsument:innen. Der Versuch, sprachlich eine künstliche Trennlinie zu ziehen, ist also eher ideologisch als sachlich motiviert.“ Diskutieren Sie über folgenden Link mit Community-Mitglied Konner-FFM
Die Reformen gehen nun in die Verhandlungen mit den 27 EU-Ländern. In den kommenden Monaten soll dann ein Kompromiss beschlossen werden. (AFP)