Iran hat Urananreicherung nach eigenen Angaben vollständig eingestellt
Der Iran hat die Anreicherung von Uran nach eigenen Angaben vollständig eingestellt. "Es gibt derzeit keine Anreicherung, weil unsere Anreicherungsanlagen angegriffen wurden", sagte Außenminister Abbas Araghtschi der Nachrichtenagentur AP am Sonntag in Teheran. Der Iran setzte infolge der israelischen und US-amerikanischen Angriffe auf seine Atomanlagen im Sommer die Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) aus, weshalb keine verlässlichen Informationen über die Schäden an den Atomanlagen vorliegen. Die iranische Regierung spricht von "erheblichen Schäden", die jedoch schnellstens behoben werden sollten, um das Nuklearprogramm fortzuführen.
Araghtschi versicherte zudem, der Iran betreibe keine geheimen Atomanlagen. Sämtliche Einrichtungen stünden demnach unter Aufsicht der IAEA. Es war die bislang konkreteste Stellungnahme der Islamischen Republik zu ihrem Atomprogramm, seitdem Israel und die USA im Juni die Atomanlagen des Landes bombardiert hatten.
Araghtschi äußerte sich infolge von Berichten verschiedener US-Medien, darunter die Washington Post und die New York Times. Den Medienberichten zufolge hat die iranische Regierung den Bau einer geheimen unterirdischen Nuklearanlage namens Kuh-e Kolang beschleunigt. Sie soll in der Nähe der bekannten Atomanlage in Natanz liegen. Weder von offizieller iranischer Seite noch in iranischen Medien wurde die Anlage erwähnt. Die iranische Führung ist laut Außenminister Araghtschi weiterhin bereit, die Atomverhandlungen mit dem Westen wieder aufzunehmen, jedoch nur auf Grundlage gegenseitigen Respekts und ohne Druck.
Keine Einigung über das Atomprogramm
Westliche Staaten werfen dem Iran vor, Atomwaffen bauen zu wollen. Laut einem IAEA-Bericht verfügte der Iran vor Beginn des Kriegs im Juni über mehr als 400 Kilogramm Uran mit einem Reinheitsgrad von 60 Prozent. Westlichen Angaben zufolge ist der Iran weltweit der einzige Staat ohne Atombomben, der so hoch angereichertes Uran besitzt. Für den Bau von Atomwaffen wäre eine weitere Anreicherung auf einen Reinheitsgrad von mehr als 90 Prozent erforderlich. Zur Stromerzeugung mit Atomkraft ist eine Anreicherung auf 3,67 Prozent ausreichend. Die iranische Regierung versicherte wiederholt, das Atomprogramm lediglich zur zivilen Nutzung zu betreiben. Wie viel von dem angereicherten Material und den Kapazitäten des Irans nach den schweren Angriffen der USA und Israels noch übrig ist, ist unklar.
Nach jahrelangen Verhandlungen war 2015 das internationale Atomabkommen zwischen dem Iran und den USA, Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Russland und China geschlossen worden. Es sollte durch Beschränkungen und Kontrollen sicherstellen, dass der Iran keine Atomwaffen entwickeln kann. Zugleich wurde dem Iran die zivile Nutzung der Atomenergie unter Aufsicht der IAEA gestattet.
Während Donald Trumps erster Amtszeit als US-Präsident stiegen die USA 2018 aus dem Abkommen aus und verhängten Sanktionen gegen den Iran. Der Iran zog sich daraufhin schrittweise von seinen in dem Abkommen festgehaltenen Verpflichtungen zurück und fuhr die Anreicherung von Uran hoch. Im vergangenen Monat lief das Abkommen schließlich endgültig aus. Aktuell steckt der Iran in einer akuten Wirtschaftskrise – nicht zuletzt wegen der aufgrund des Atomstreits gegen das Land verhängten internationalen Sanktionen.