Ex-Labour-Abgeordnete gründen neue linke Partei in Großbritannien
In Großbritannien hat sich eine neue Partei gegründet. Die sogenannte Your Party kam am Wochenende in Liverpool zu ihrem Gründungsparteitag zusammen. Die neue Linkspartei ist eine Initiative der ehemaligen Labour-Abgeordneten Jeremy Corbyn und Zarah Sultana. Der 76-jährige Corbyn hatte die Labour 2019 als Parteichef in die Parlamentswahl geführt und das schlechteste Ergebnis seit Jahrzehnten erzielt. Er wurde 2020 nach Vorwürfen über innerparteilichen Antisemitismus unter seiner Führung aus der Partei ausgeschlossen.
Mit der neuen Your Party soll das politische Spektrum links von Labour bedient werden. Allerdings machte die Partei zuvor eher mit Streitigkeiten auf sich aufmerksam. So blieb Co-Gründerin Sultana dem ersten Treffen der Partei am Samstag fern, weil zuvor mehrere ihrer Mitstreiter von diesem ausgeschlossen worden waren. Sie sollen bereits Teil der linken Partei Socialist Workers Party sein. Nachdem der Parteitag sich dann darauf geeinigt hatte, Mitgliedern anderer Parteien den Beitritt zu Your Party zu gestatten, erschien Sultana zum zweiten Tag des Parteiauftaktes am Sonntag doch noch.
Kein alleiniger Vorsitz geplant
Ein offizielles Parteiprogramm liegt bisher noch nicht vor. Auf der offiziellen Website von Your Party finden sich derzeit eine Verfassung und eine politische Erklärung. Dort bezeichnet sich die Partei selbst als "demokratische, mitgliedergeführte sozialistische Partei, die für soziale Gerechtigkeit, Frieden und internationale Solidarität einsteht". Das Ziel sei der Transfer von Macht und Wohlstand in die Hände der "überwältigenden Mehrheit in einer demokratischen, sozialistischen Gesellschaft". Your Party positioniert sich in ihrer politischen Erklärung antikapitalistisch, antiimperialistisch und spricht sich für Klimaschutz sowie gegen Militarismus und Atomwaffen aus.
Auf dem Gründungsparteitag stimmten die Mitglieder zudem mit knapper Mehrheit (51,6 Prozent) dafür, die Parteiführung einem Mitgliederkomitee und nicht einer Einzelperson zu überlassen. Dieses soll laut einem Bericht der BBC aus bis zu 16 gewählten Parteimitgliedern bestehen. Damit wurde auch ein mögliches Rennen um die Parteiführung zwischen Corbyn und Sultana vermieden. Letztere begrüßte die Entscheidung: "Ich habe vom ersten Tag an für größtmögliche Mitgliederdemokratie gekämpft", erklärte die 32-Jährige.
Corbyn und Sultana sind als unabhängige Abgeordnete im britischen Unterhaus vertreten. Beide gerieten bereits mehrfach aneinander, seit sie im Juli die Gründung einer neuen Partei ankündigten. Derweil steht Your Party auch von außen unter Druck: Unter enttäuschten Labour-Wählenden gewinnen derzeit die Grünen an Popularität. Diese legen unter ihrem Vorsitzenden Zack Polanski derzeit in den Umfragen zu.