Protestierende Bauern stürmen Flughafen von Heraklion
Auf Kreta haben protestierende Bauern den Flughafen von Heraklion gestürmt. Nach Angaben der Polizei durchbrachen am Montag Hunderte Landwirte Absperrungen und Straßensperren der Polizei und gelangten auf das Rollfeld des Flughafens Nikos Kazantzakis. Wie der griechische Rundfunk berichtet, wurde der dortige Flugbetrieb daraufhin eingestellt.
Nach Angaben der Organisatoren wollten die Bauern in Heraklion mindestens bis zum späten Nachmittag auf dem Gelände bleiben. Dann wollten sie über ihr weiteres Vorgehen beraten.
Auch andernorts stießen kretische Bauern mit der Polizei zusammen. Wie Aufnahmen des staatlichen Fernsehsenders ERT zeigen, warfen Dutzende Landwirte nahe dem Flughafen der nordkretischen Küstenstadt Chania Steine auf Polizeiwagen oder schlugen mit Stöcken auf diese ein. Ein Polizeifahrzeug wurde umgestürzt; mindestens ein Beamter wurde verletzt. Die Polizei setzte Tränengas ein, zog sich aber letztlich zurück.
In mehreren Regionen Griechenlands wurden zudem Straßen, Grenzübergänge und Behörden blockiert. Die Lage blieb vielerorts angespannt.
Bauern fordern Subventionen und Soforthilfe
Die Bauern protestieren seit Tagen landesweit gegen hohe Produktionskosten, ausbleibende Subventionen und fordern staatliche Unterstützung. Der Protest steht auch im Zusammenhang mit Ermittlungen über Betrug mit EU-Agrarsubventionen. Die griechische Regierung hält Subventionszahlungen zurück, weil die Ermittlungen über den Korruptionsskandal andauern. Die griechische Regierung sagte, kein rechtmäßig handelnder Bauer werde Geld verlieren, sobald die Ermittlungen abgeschlossen seien.
Regierungschef Kyriakos Mitsotakis hatte am Mittwoch darauf verwiesen, die Regierung sei offen für den Dialog mit Bauernvertretern. Gleichzeitig hatte er vor "blindem" Protest gewarnt, der die Gesellschaft gegen die Bauern aufbringen könnte. Mitsotakis' Heimatinsel Kreta steht im Zentrum des Skandals.
Haben sich Bauern an der EU bereichert?
Ermittlungen der EU-Staatsanwaltschaft hatten ergeben, dass Tausende Verdächtige jahrelang Agrarsubventionen für Land beantragten, das sie gar nicht besaßen. Nach offiziellen griechischen Angaben betreffen die betrügerischen Anträge EU-Beihilfen in Höhe von mehr als 30 Millionen Euro.
Der Korruptionsskandal geht auf eine Änderung der Regelungen der gemeinsamen Agrarpolitik der EU im Jahr 2014 zurück. Seitdem werden die Subventionen maßgeblich in Bezug auf die bewirtschaftete Fläche ausgezahlt. In Griechenland waren viele Eigentumsverhältnisse zu diesem Zeitpunkt unklar und Grundbücher lückenhaft gewesen. Bauern hatten Land als ihres deklarieren können, um Subventionen zu erhalten. Ermittlern zufolge hatten das viele Menschen ausgenutzt, um EU-Geld abzugreifen.