Algerien fordert wegen Kolonialherrschaft Reparationen von Frankreich
Das algerische Parlament hat ein Gesetz verabschiedet, das die französische Kolonialherrschaft als Verbrechen einstuft und von Frankreich "offizielle Entschuldigungen" und Reparationen fordert. Von den Abgeordneten wurde der Text einstimmig verabschiedet. Darin wird der französische Staat für "die rechtliche Verantwortung für seine koloniale Vergangenheit in Algerien und die daraus resultierenden Tragödien" verantwortlich gemacht.
Der Text listet die "Verbrechen der französischen Kolonisierung" auf, die als unverjährbar gelten. Dazu zählen demnach: "Atomtests", "außergerichtliche Hinrichtungen", die weitverbreitete "praktische Anwendung physischer und psychologischer Folter" sowie die "systematische Plünderung der Reichtümer" des Landes in Nordafrika. Weiter heißt es im Gesetzestext, dass "vollständige und gerechte Entschädigung für alle materiellen und immateriellen Schäden, die durch die französische Kolonisierung verursacht wurden, ein unveräußerliches Recht des algerischen Staates und Volkes ist".
Macron räumte "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" in Algerien ein
Algerien ist die einzige frühere Kolonie Frankreichs, die sich mit Waffengewalt aus der französischen Fremdherrschaft befreite. Nach einem fast achtjährigen Krieg erlangte das nordafrikanische Land 1962 seine Unabhängigkeit. Es hatte sich zuvor seit 1830 unter kolonialer Herrschaft Frankreichs befunden.
Im Algerienkrieg wurden etwa 400.000 Algerier getötet, mindestens die Hälfte waren Zivilisten. Der Algerienkrieg wird in Frankreich erst seit 1999 offiziell Krieg genannt. Zuvor war nur von "blutigen Ereignissen" die Rede.
Präsident Emmanuel Macron hatte zwar bereits im Jahr 2018 als erstes französisches Staatsoberhaupt eingeräumt, dass die Kolonisierung Algeriens ein "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" gewesen sei. Er rief damals alle Franzosen zur "Gedächtnisarbeit" bezüglich Folter und Verbrechen im Algerienkrieg auf. Eine offizielle Entschuldigung äußerte er jedoch nicht.