Chinesischer Internetkonzern JD will MediaMarkt und Saturn übernehmen
Der chinesische Tech-Konzern JD.com will den Elektronikhändler Ceconomy übernehmen, der die Marken MediaMarkt und Saturn betreibt. Beide Unternehmen bestätigten den Abschluss einer entsprechenden Vereinbarung. JD.com bietet den Aktionärinnen und Aktionären demnach 4,60 Euro pro Stammaktie – rund 43 Prozent mehr als der durchschnittliche Kurs der vergangenen drei Monate. Ceconomy wird damit mit gut 2,2 Milliarden Euro bewertet.
Vorstand und Aufsichtsrat des Düsseldorfer Unternehmens befürworteten das Angebot. Die Großaktionäre Haniel, Beisheim, Freenet und Convergenta wollen Anteile in Höhe von 32 Prozent an JD.com verkaufen. Die Gründerfamilie Kellerhals bleibt über ihre Beteiligungsgesellschaft Convergenta mit gut 25 Prozent beteiligt. Insgesamt hat sich JD.com nach eigenen Angaben bereits rund 57 Prozent der Anteile gesichert. Der geplante Abschluss der Transaktion ist für das erste Halbjahr 2026 vorgesehen.
Marken sollen erhalten bleiben
JD.com sichert in der Vereinbarung zu, Ceconomy als "unabhängiges Unternehmen" fortzuführen. Für drei Jahre sind keine betriebsbedingten Kündigungen, Standortschließungen oder Eingriffe in Tarifverträge und Mitbestimmung geplant. Auch die Marken MediaMarkt und Saturn sowie die Konzernzentrale in Düsseldorf sollen erhalten bleiben. Vorstandschef Kai-Ulrich Deissner sprach gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters von einem "richtigen Partner zur richtigen Zeit". Und weiter: "Über die Partnerschaft haben wir Zugriff auf Technologien, auf weltweit führendes Einzelhandelswissen und auf Lieferketten, die weltweit ihresgleichen suchen."
Ceconomy betreibt nach eigenen Angaben derzeit 1.030 Märkte in Europa und erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2023/24 einen Umsatz von 22,4 Milliarden Euro, knapp ein Viertel davon im Onlinehandel. Der Einstieg von JD.com soll den Konzern bei der Digitalisierung unterstützen; die IT-Systeme beider Unternehmen sollen dabei jedoch strikt getrennt bleiben. JD.com will zudem eine europäische Technologieplattform aufbauen – mit Sitz außerhalb Chinas.
Ver.di appelliert an "soziale Verantwortung"
Die Gewerkschaft ver.di sieht den geplanten Eigentümerwechsel mit Skepsis. "JD.com muss soziale Verantwortung übernehmen und für die Sicherung der Arbeitsplätze in Deutschland sorgen", sagte die Bundesfachgruppenleiterin für den Einzelhandel bei ver.di, Corinna Groß.
Angesichts der schwierigen Lage im chinesischen Heimatmarkt und wachsender geopolitischer Spannungen sucht JD.com verstärkt nach Wachstumsmöglichkeiten in Europa – auch über bereits bestehende Projekte in den Niederlanden und Großbritannien hinaus.
Ceconomy war 2017 nach der Aufspaltung des Metro-Konzerns an die Börse gegangen, hatte aber jahrelang mit Managementproblemen und Kursverlusten zu kämpfen. Erst unter dem früheren Vorstandschef Karsten Wildberger kam das Unternehmen wieder auf Kurs. Wildberger wechselte im Mai als Bundesminister für Digitales und Staatsmodernisierung in das Kabinett von Friedrich Merz (CDU). Inzwischen ist er Parteimitglied.