Welche Versicherung Sie brauchen. Und welche lieber nicht

Wer jung ist, braucht kaum mehr als eine Haftpflicht, wenn es um Versicherungen geht. Wer eine Familie gründet, muss dagegen plötzlich an Risikolebensversicherung und Altersvorsorge denken. Unser Überblick zeigt, wie man in jeder Lebensphase ausreichend versichert ist – aber eben nicht überversichert. 

Azubis und Studenten

Als junger Erwachsener in der Ausbildung braucht man vor allem eins: die Basisabsicherung für den Krankheitsfall. Die gesetzliche Krankenversicherung ist Pflicht, in der Ausbildung übernimmt sie der Arbeitgeber. 

Am günstigsten für Studierende ist die Familienversicherung, die allerdings nur bis zum 25. Lebensjahr möglich ist und wenn die Eltern gesetzlich versichert sind. Sie ist kostenfrei. Danach wechseln Studierende in die Studentenversicherung, die etwa 120 bis 130 Euro monatlich kostet. Wer im Studium jedoch mehr als 637,50 Euro pro Monat verdient, muss auch als unter 25-Jähriger in die studentische Krankenversicherung wechseln. Wichtig ist auch, nicht mehr als 20 Stunden wöchentlich zu arbeiten. Dabei wird allerdings das Jahresmittel betrachtet – man kann also während der Semesterferien Vollzeit arbeiten und während des Semesters entsprechend weniger. 

Theoretisch kann man als Student oder Studentin auch in die private Krankenversicherung wechseln. Sie ist aber teurer und schlägt mit Beiträgen von 200 Euro bis 400 Euro im Monat zu Buche, im Alter können die Beiträge noch steigen. Allerdings: Wenn die Eltern beide privat versichert sind, können Studierende unter 25 Jahren nicht in der gesetzlichen Krankenversicherung familienversichert sein. Finanztip hat für diesen Fall einen unkonventionellen Tipp: Wer im Studium jemanden heiratet, der gesetzlich versichert ist, kann so die kostenfreie Familienversicherung in Anspruch nehmen. 

Unverzichtbar ist für Azubis und Studis außerdem noch die private Haftpflichtversicherung. Sie schützt vor Schäden, die man anderen zufügt – etwa beim Fahrradfahren oder in der Wohnung. Kostengünstige Tarife für junge Menschen gibt es bereits ab 30 bis 60 Euro jährlich. 

Eine Hausratversicherung lohnt sich dagegen nur bei wertvoller Einrichtung zu Hause oder wenn man teure Technik besitzt. Ein Basistarif kostet etwa 40 bis 80 Euro im Jahr. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist optional, aber wer früh einsteigt, zahlt weniger: ab 30 Euro monatlich, je nach Beruf und Gesundheitszustand.

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Berufseinsteiger

Mit dem ersten Job steigen Einkommen und Verantwortung. Die gesetzliche Krankenversicherung kostet nun rund 7,3 Prozent des Bruttogehalts plus Zusatzbeitrag, der 2025 im Schnitt bei 2,5 Prozent liegt.

Mit dem Jobeinstieg wird auch eine Berufsunfähigkeitsversicherung wichtig. Denn wer aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten kann, steht ohne Einkommen da. Ein solider Tarif kostet für Berufseinsteiger und ‑einsteigerinnen etwa 40 bis 80 Euro im Monat, erklärt Finanztip. Studierende im Alter von 25 Jahren können sich oft schon ab 30 bis 40 Euro im Monat versichern lassen.

Außerdem ist es ratsam, über eine private Altersvorsorge nachzudenken. Die gesetzliche Rentenversicherung schneidet zwar nicht schlecht ab, aber ein ETF-Sparplan kann eine effiziente und kostengünstige Möglichkeit sein, privat fürs Alter vorzusorgen. Schon mit 25 Euro monatlich lässt sich über Jahrzehnte ein beachtliches Vermögen aufbauen – dank des Zinseszinseffekts: Bei 200 Euro im Monat und 7 Prozent Rendite entstehen in 37 Jahren rund 450.000 Euro. Empfohlen werden weltweit streuende ETFs wie der MSCI World oder FTSE All-World, die über 1.500 Unternehmen abbilden. Sie gelten auch konservativ betrachtet als solide, weil sie breit diversifizieren. Die Experten der Stiftung Warentest raten jedoch dazu, darauf zu achten, dass das Depot günstig ist. Hier können mitunter versteckte Kostenfallen lauern.

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Familien mit kleinen Kindern

Wenn Kinder ins Spiel kommen, gewinnt das Thema Absicherung an Bedeutung. Eltern sollten über eine Risikolebensversicherung nachdenken. Sie ist essenziell, wenn ein Elternteil stirbt. Für eine Versicherungssumme von 250.000 Euro zahlt ein gesunder 35-Jähriger etwa zehn bis 15 Euro monatlich, erklärt Finanztip. Eine Risikolebensversicherung wird vor allem für Eltern empfohlen, die eine Immobilie finanzieren. Fällt ein Elternteil wegen Krankheit oder eines Unfalls aus, kann das schnell existenziell werden, wenn Kredite nicht bedient werden können.

Auch eine Berufsunfähigkeitsversicherung kann sinnvoll sein, wenn man damit das Einkommen für eine Familie absichern will. Bereits ab Mitte 30 steigen hier die Beiträge. Im Schnitt fallen zwischen 80 und 160 Euro pro Monat an, wenn man die Versicherung ohne gesundheitliche Vorbelastungen in einem Alter zwischen 35 und 40 Jahren abschließt. Wer einen risikoreichen Beruf hat, zahlt oft mehr – bis zu 250 Euro oder mehr pro Monat. 

Mit der Geburt des ersten Kindes ist auch eine Erweiterung der Haftpflichtversicherung nötig, die in der Regel nicht sehr teuer ist. Klären sollte man außerdem, ob eine private Unfallversicherung fürs Kind oder eine Kinderinvaliditätsversicherung sinnvoll ist. Verbraucherschützer raten eher zu Letzterer, weil die Invaliditätsversicherung umfassender ist und auch zahlt, wenn ein Kind etwa durch eine Krankheit dauerhaft zu Schaden kommt. Dass dies durch einen Unfall passiert, sei unwahrscheinlicher.

Wer ein Haus kauft, braucht zudem eine Wohngebäudeversicherung gegen Schäden im Fall von Feuer, Sturm oder Leitungswasser. Je nach Lage und Größe etwa 300–600 Euro jährlich. 

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Familien mit älteren Kindern

Die Kinder werden größer, die Ausbildung rückt näher. In dieser Lebensphase erwägen manche Eltern eine Ausbildungsversicherung. Verbraucherschützer raten jedoch davon ab: zu teuer und zu unflexibel. Besser seien ETF-Sparpläne für 100 bis 200 Euro monatlich, um ausreichend Kapital für die Ausbildung anzusparen. 

Vor dem 43. Geburtstag ist es zudem wichtig, dass Eltern ihr Rentenversicherungskonto klären. Das geht kostenlos über die Deutsche Rentenversicherung. Wer Lücken in der Schul- und Ausbildungszeit nach seinem 17. Geburtstag entdeckt, kann jetzt noch Zeiten nachmelden. Wenn man ab seinem 17. Geburtstag eine Schule, Fachschule oder Hochschule besucht hat, wird diese Zeit im Rentenrecht als sogenannte Anrechnungszeit berücksichtigt. Diese wirkt sich zwar häufig nur in geringem Umfang oder auch gar nicht auf die Rentenhöhe aus, wird jedoch bei der 35-jährigen Mindestversicherungszeit mitgezählt. Die ist relevant für die Frage, ob man die Altersrente für langjährig Versicherte oder die Altersrente für schwerbehinderte Menschen erhalten kann. Die Ausbildungszeiten werden auch dann anerkannt, wenn man das Studium oder den höheren Schulabschluss nicht abgeschlossen hat. Außerdem kann man in der Lebensphase zwischen 40 und Mitte 60 und bei der Rentenkontoklärung auch die Zeiten der Kindererziehung mit dem Partner aufteilen. Macht man keine Angaben, rechnet die Rentenversicherung automatisch der Mutter drei Rentenpunkte pro Kind zu – besonders Väter, die lange Elternzeit genommen haben, sollten daher mit ihrer Partnerin klären, wie sie mit den Rentenpunkten umgehen wollen.

Wenn die Kinder größer sind und vielleicht auch schon die Immobilienfinanzierung zum großen Teil gestemmt ist, lohnt sich ein regelmäßiger Check, welche Versicherungen – etwa Berufsunfähigkeitsversicherung oder Risikolebensversicherung – tatsächlich noch sinnvoll sind.  

Zudem raten Pflegeberater dazu, in der Lebensmitte über eine Pflegezusatzversicherung nachzudenken. Wer in der Lebensmitte eine solche Police abschließt, kann noch einen günstigen Tarif bekommen – im Schnitt fallen dafür 30 bis 60 Euro monatlich an. Je nach Leistung springt die Pflegezusatzversicherung für die Kostenlücke zwischen den Leistungen aus der gesetzlichen Pflegeversicherung und den realen Pflegekosten ein. 

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Wenn die Kinder aus dem Haus sind

Wer es noch nicht gemacht hat: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für eine Vorsorgevollmacht und eine Patientenverfügung. Sie regeln, was passieren soll, wenn man selbst wegen eines Unfalls oder einer Krankheit nicht mehr selbst seine Angelegenheiten regeln kann. Kostenlose Entwürfe gibt es bei Verbraucherzentralen und auch Sozialverbänden wie dem SoVD, der Caritas oder Diakonie oder dem Humanistischen Verband. 

Ab Mitte 50 lohnt sich oft auch der Blick auf die private Altersvorsorge. Wer noch Lücken hat, kann mit Einmalzahlungen in die Deutsche Rentenversicherung oder höheren Sparraten gegensteuern – etwa 200 bis 500 Euro monatlich können hier nötig sein. Wer Einmalzahlungen leistet, sollte dabei die maximalen Höchstgrenzen bei der Steuer beachten – man kann zwar so viel Geld bezahlen, wie man möchte. Bei der Steuer sind aber nur 27.565 Euro als Lediger beziehungsweise 55.130 Euro bei Verheirateten vollständig abzugsfähig.  

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Rentner und Rentnerinnen

Mit dem Ruhestand ändern sich die Prioritäten. Die Berufsunfähigkeitsversicherung kann nun gekündigt werden. Auch eine Unfallversicherung ist oft nicht mehr nötig. Die Krankenversicherung bleibt weiter Pflicht, wird aber günstiger. Rentner zahlen hier etwa 7,3 Prozent plus Zusatzbeitrag. Privatversicherte sollten prüfen, ob ihr Tarif noch passt – die Beiträge liegen oft bei 400 bis 600 Euro monatlich. 

Eine Zahnersatzversicherung kann in diesem Alter außerdem sinnvoll sein – gute Tarife kosten etwa 20 bis 40 Euro monatlich, abhängig vom Alter und Leistungsumfang. Auch die Pflegezusatzversicherung bleibt relevant – die Beiträge steigen mit dem Alter, oft auf 60 bis 100 Euro monatlich. 

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Und im hohen Alter

Wer älter als 80 Jahre ist, hat oft mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, das Thema Pflege rückt in den Mittelpunkt. Wer jetzt noch eine Pflegezusatzversicherung neu abschließen will, muss extrem hohe Beiträge zahlen – oder wird erst gar nicht mehr aufgenommen. Sinnvoll ist es, spätestens jetzt mit den Angehörigen zu klären, was im Pflegefall, auch finanziell, zu tun ist. Das ist auch der richtige Moment, sich mit möglichen Wohnformen im Alter zu beschäftigen – betreutes Wohnen, Pflegeheim oder ambulante Pflege. Die Verbraucherzentralen bieten hierzu umfassende Beratung, in der Regel kostenlos.

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