Tarifstreit um Betriebsrente: Piloten stimmen für Streik bei der Lufthansa
Piloten der Lufthansa haben in der Urabstimmung der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) im Tarifstreit um die Betriebsrente für einen Streik votiert. Eine große Mehrheit der Beschäftigten von Lufthansa und Lufthansa Cargo unterstütze die Tarifkommission, erklärte die VC am Dienstag. Mit dem Mandat könnten „bei Bedarf alle notwendigen Maßnahmen bis hin zu Arbeitskampfmaßnahmen“ eingeleitet werden.
Noch kein konkreter Streiktermin
Ein konkreter Streikzeitpunkt wurde zunächst nicht genannt. Über das weitere Vorgehen soll die Tarifkommission der Gewerkschaft entscheiden. In der Vergangenheit hatte die Lufthansa bei umfassenden Pilotenstreiks nahezu das komplette Programm im betroffenen Zeitraum abgesagt.

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Laut VC haben sich an der Abstimmung 90 Prozent der Lufthansa-Piloten und 95 Prozent der Lufthansa-Cargo-Piloten beteiligt. Sie unterstützten zu 88 Prozent beziehungsweise zu 96 Prozent den Arbeitskampf. Die Urabstimmung sei damit angenommen.
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Notwendig waren bei der Urabstimmung mindestens 70 Prozent Ja-Stimmen der betroffenen Mitglieder in den Gesellschaften Lufthansa und Lufthansa Cargo. Enthaltungen und Nicht-Teilnahmen an der Abstimmung wurden als Nein-Stimmen gewertet. Zuletzt hatten die Piloten der Lufthansa im Jahr 2022 für einen Tag gestreikt.
Lufthansa plädiert für Lösungen am Verhandlungstisch
Die Lufthansa plädiert angesichts eines drohenden Pilotenstreiks für „Lösungen am Verhandlungstisch“. Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann erklärte am Dienstag, die Gewerkschaft wolle die Verhandlungen wieder aufnehmen. „Das begrüßen wir.“ Das Ergebnis der Urabstimmung habe man „zur Kenntnis genommen“.
Die Urabstimmung habe die Gestaltungsspielräume nicht vergrößert, fügte er hinzu und betonte, die gewünschten Lösungen am Verhandlungstisch müssten mit der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Lufthansa Kernmarke Classic vereinbar sein. „Unser Anspruch für die weiteren Verhandlungen bleibt, die Zukunftsfähigkeit der Kernmarke Lufthansa Classic nachhaltig zu sichern.“
Mehr Geld für Betriebsrenten
In dem Tarifkonflikt geht es um die Betriebsrenten der rund 4800 Pilotinnen und Piloten. Die Gewerkschaft war mit der Forderung nach einer Verdreifachung des Arbeitgeberanteils in die Verhandlungen gegangen und hatte dies dann im Laufe von sieben Gesprächsrunden reduziert. Eine Einigung wurde aber nicht erreicht.
„Die Altersvorsorge ist ein zentrales Fundament der Lebensplanung für Pilotinnen und Piloten – mindestens genauso wichtig wie die gesetzliche Rente“, erklärt der Sprecher der Tarifkommission, Arne Karstens. „Wir erwarten nun, dass Lufthansa die Signale der Belegschaft ernst nimmt und endlich ein verhandlungsfähiges Angebot zur betrieblichen Altersversorgung vorlegt.“

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Die zuletzt defizitäre Lufthansa-Kerngesellschaft durchläuft gerade ein hartes Sanierungsprogramm. Ihr Chef Jens Ritter hatte erklärt, schlichtweg keine Mittel zu haben, um die „ohnehin schon sehr gute“ betriebliche Altersvorsorge aufzustocken.
Am Montag hatte zudem der Lufthansa-Vorstand gegenüber Investoren seine Strategie bekräftigt, die kleineren Lufthansa-Flugzeuge und damit auch Piloten-Jobs in andere Flugbetriebe mit deutlich geringeren Lohnkosten zu verlagern. Bereits 2030 soll demnach rund die Hälfte der Kurz- und Mittelstreckenjets von Flugbetrieben außerhalb des Lufthansa-Kerns geflogen werden. Dazu hat der Konzern eigens die Betriebe Discover und City Airlines gegründet.
Gegen diese Strategie sperren sich intern die VC ebenso wie die Flugbegleiter-Vertretung Ufo, die ihre Tarifverhandlungen ebenfalls für gescheitert erklärt hat. Gegen strategische Unternehmensentscheidungen darf aber nicht gestreikt werden, weil sie nicht Gegenstand von Tarifverträgen sind. (dpa, Reuters, AFP)