Die Jugend braucht finanzielle Sicherheit

Die junge Generation in Deutschland steht vor einem Paradoxon: Noch nie war das Land so wohlhabend, doch junge Menschen profitieren davon nur begrenzt. Häufig fehlt ihnen die finanzielle Autonomie, um ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten – sei es bei der Familiengründung, der Berufswahl oder dem Erwerb eines Eigenheims. Auch eine solide Altersvorsorge bleibt für viele kaum erreichbar.

Vermögen und Chancen sind in Deutschland extrem ungleich verteilt – stärker als in fast allen anderen Industrieländern. Wer Vermögen erbt, hat viele Vorteile: leichter Zugang zu Wohneigentum, weniger Druck bei der Berufswahl, größere Sicherheit im Alter. Wer jedoch ohne dieses Startkapital ins Leben startet, bleibt in vieler Hinsicht zurück. Nicht das eigene Können, sondern die soziale Herkunft entscheidet über die finanziellen Spielräume im Leben.

Für die junge Generation bedeutet das: Trotz guter Ausbildung und hoher Einsatzbereitschaft stößt sie auf harte Grenzen. Wohnraum in den Städten ist für viele unbezahlbar, eine verlässliche Altersvorsorge wird zunehmend schwieriger, und die Unsicherheit im Arbeitsleben nimmt zu. Das Gefühl, trotz aller Anstrengung nicht voranzukommen, gefährdet nicht nur das Vertrauen in die soziale Marktwirtschaft, sondern auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Wer über keine finanziellen Rücklagen verfügt, kann sein Leben nicht selbst gestalten. Entscheidungen über Partnerschaft, Kinder oder berufliche Veränderungen hängen dann nicht von eigenen Wünschen, sondern von äußeren Zwängen ab. Finanzielle Sicherheit ist damit ein zentrales Element des neuen Generationenvertrags, den unsere Gesellschaft dringend braucht.

Die Politik muss entschlossener handeln. Es reicht nicht, nur über Arbeitsplätze zu sprechen – gefragt sind gute Einkommen, reale Chancen auf Vermögensbildung und ein fairer Zugang zu Eigentum. Junge Menschen brauchen verlässliche Perspektiven für eine stabile Existenz. Das bedeutet: einen Wohnungsmarkt, der ihnen nicht länger verschlossen bleibt; eine Rentenpolitik, die Sicherheit bietet, statt lediglich kurzfristige Löcher zu stopfen; und ein Steuersystem, das Leistung stärker belohnt als Besitz.

Finanzielle Sicherheit als Grundlage für einen neuen Generationenvertrag

Besonders dringend ist es, die Chancen auf Vermögensaufbau gerechter zu verteilen. Heute konzentriert sich das Vermögen in Deutschland auf eine kleine Minderheit, während die Mehrheit kaum Rücklagen hat. Das ist auch ökonomisch schädlich, weil es die soziale Mobilität hemmt und das Vertrauen in die Institutionen untergräbt. Wenn junge Menschen keine Aussicht auf Eigentum oder Altersvorsorge haben, schwächt das nicht nur ihre persönliche Freiheit, sondern auch die Innovationskraft und Stabilität unserer Wirtschaft.


Dabei geht es nicht darum, Gleichheit der Ergebnisse zu erzwingen, sondern faire Startbedingungen zu schaffen. Junge Menschen brauchen die Chance, sich mit eigener Arbeit, mit Leistung und Engagement eine stabile finanzielle Grundlage aufzubauen. Dass dies heute kaum möglich ist, zeigt, wie wenig unsere Gesellschaft in die Zukunft investiert.

Die Politik steht daher in der Pflicht, neue Wege zu gehen: Wohneigentum gezielt fördern, die gesetzliche wie private Altersvorsorge verlässlich stärken und den Vermögensaufbau konsequent unterstützen. Und sie muss die Strukturen so verändern, dass die junge Generation nicht länger die Hauptlast trägt – durch eine gerechtere Steuerpolitik sowie Investitionen in gute Arbeit und faire Löhne.

Die junge Generation braucht die Aussicht auf finanzielle Sicherheit und Unabhängigkeit. Nur so kann sie ihr Potenzial entfalten, nur so kann sie Verantwortung übernehmen – für sich, ihre Familien und die Gesellschaft. Die Sicherung dieser Autonomie ist daher keine Randfrage, sondern eine der zentralen Zukunftsfragen für Deutschland.