Deutsche Produktion steigt überraschend stark

Die deutschen Unternehmen haben ihre Produktion im Oktober überraschend stark hochgefahren. Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 1,8 Prozent mehr her als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das ist der höchste Zuwachs seit März und bereits das zweite kräftige Plus in Folge: Im September hatte es einen Anstieg von 1,1 Prozent gegeben.

Insgesamt sind die Erwartungen allerdings gedämpft. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) erwartet für das zu Ende gehende Jahr einen Produktionsrückgang von zwei Prozent. "Somit geht die Industrieproduktion das vierte Jahr in Folge zurück", erläuterte BDI-Präsident Peter Leibinger im aktuellen Industriebericht seines Verbandes. "Das ist keine konjunkturelle Delle, sondern ein struktureller Abstieg." Deutschland brauche daher eine wirtschaftspolitische Wende mit klaren Prioritäten für Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum.

Produktion in der Automobilindustrie rückläufig

Im Oktober machte sich insbesondere ein Anstieg um 2,8 Prozent im Maschinenbau positiv bemerkbar. Auch die Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen stieg um 3,9 Prozent deutlich. Negativ wirkte sich hingegen ein Produktionsrückgang um 1,3 Prozent in der Automobilindustrie aus.

Die Produktion im gesamten produzierenden Gewerbe, die neben der Industrie auch das Baugewerbe und die Energieproduktion umfasst, stieg laut dem Statistischen Bundesamt um 1,8 Prozent. Den Vormonatswert korrigierten die Statistiker von 1,3 auf 1,1 Prozent nach unten.

Im Dreimonatsvergleich blieb das Ergebnis im produzierenden Gewerbe allerdings weiterhin rückläufig (minus 1,5 Prozent), wie das Bundeswirtschaftsministerium ergänzte. Die reine Industrieproduktion lag demnach im Zeitraum August bis Oktober sogar 1,9 Prozent unter dem Wert der Monate Mai bis Juli. Bau- und Energieproduktion verzeichneten im Dreimonatsvergleich leichte Zuwächse.

Exportbeschränkungen für Seltene Erden

"Während die Auftragseingänge aus dem Inland zuletzt deutlich zulegten, ist die Auslandsnachfrage in der Industrie weiterhin schwach", erklärte das Wirtschaftsministerium. "Staatliche Rüstungsaufträge sorgen zwar für kräftige Zuwächse bei der Investitionsgüternachfrage, diese spiegeln sich jedoch üblicherweise erst mit zeitlicher Verzögerung in der Produktionsstatistik wider."

Das Ministerium befürchtet außerdem weiter Auswirkungen wegen der "erschwerten Beschaffung von Vorprodukten aus dem Ausland". Besonders die Autoindustrie leidet unter den chinesischen Exportbeschränkungen für Seltene Erden und Halbleiter. Zum Jahresende hin sei "noch keine spürbare Belebung der Industriekonjunktur zu erwarten".