Wirtschaftsinstitut meldet so viele Insolvenzen wie zuletzt 2005
Die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland ist einer Studie zufolge im April auf den höchsten Stand seit fast 20 Jahren gestiegen. 1.626 Personen- und Kapitalgesellschaften meldeten Insolvenz an, wie das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) am Donnerstag zu seiner Untersuchung mitteilte. Das seien elf Prozent mehr als im Vormonat und 21 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. "Zum letzten Mal wurden in Deutschland im Juli 2005 mehr insolvente Personen- und Kapitalgesellschaften gezählt", hieß es. Selbst die Werte aus der Zeit der Finanzkrise 2008/2009 seien damit übertroffen worden.
"Sofern der Anteil an kleineren Insolvenzverfahren sich nun wieder dem langjährigen Durchschnitt annähert, rechne ich für die kommenden Monate mit sinkenden Insolvenzzahlen", sagte der Leiter der IWH-Insolvenzforschung, Steffen Müller. "Dennoch werden wir in Deutschland auf absehbare Zeit mehr Firmenpleiten erleben als im vorigen Jahr."
Im April waren der Studie zufolge in den größten zehn Prozent der insolventen Unternehmen 14.000 Arbeitsplätze betroffen. Damit liege die Zahl der betroffenen Beschäftigten um 14 Prozent unter dem Vormonatswert und 53 Prozent unter dem Niveau von April 2024, aber knapp die Hälfte über dem April-Durchschnitt der Vor-Corona-Jahre 2016 bis 2019. "Schließungen großer Arbeitgeber führen häufig zu erheblichen und dauerhaften Einkommens- und Lohnverlusten bei den betroffenen Beschäftigten", hieß es dazu. "Die Zahl der von Großinsolvenzen betroffenen Jobs liefert zudem eine gute Annäherung an die Gesamtzahl der von Insolvenz betroffenen Arbeitsplätze."
Das IWH erhebt Frühindikatoren, die dem Insolvenzgeschehen um zwei bis drei Monate vorauslaufen sollen. Der Zinsanstieg und der Wegfall der Corona-Stützungsmaßnahmen haben laut Experten ab 2022 Nachholeffekte bei Insolvenzen ausgelöst. Viele Ökonomen sehen in der Entwicklung eine schmerzhafte, aber notwendige Marktbereinigung, die Platz für zukunftsfähige Unternehmen mache.