Vielfalt zum Kuscheln: Die Macht der Plüschtiere
Sein Verbleib ist unbekannt, daher lassen sich die Merkmale nicht mehr direkt überprüfen. Sicher ist, dass er mein liebstes Kuscheltier war: ein Teddybär mittlerer Größe, wahrscheinlich zu 100 Prozent aus Erdölprodukten gefertigt, das war mir damals egal, mit einem ziemlich vermenschlichten Körperbau, innen weißen Ohren, weißer Schnauze und ansonsten, nun, himmelblauem Fell.
Heute habe ich zu echten Bären ein eher distanziertes Verhältnis, das aber nur wohnortbedingt. Grundsätzlich bin ich diesen Tieren gegenüber sehr positiv eingestellt. Ich bewundere ihre Überlebenskünste und sorge mich um bedrohte Vertreter wie den Großen Panda, den Brillen-, den Lippen- und natürlich auch den Eisbären.
Vielleicht steht mein geliebter Polyacrylteddy hier Pate. Zumindest vermutet ein Autorenteam um Nicolas Mouquet vom französischen Forschungsinstitut CRNS, dass emotionale Bindungen zu einem Kuscheltier lebenslang fortbestehen und auf lebende Vorbilder übertragen werden können.
„Für viele Menschen im Westen entsteht die erste innige Beziehung zur Natur möglicherweise nicht bei einem Spaziergang im Wald, sondern durch den frühen Kontakt mit Darstellungen der Natur“, schreiben die Forschenden im Fachjournal „BioScience“.
Es sei allerdings fraglich, ob Bilderbücher, Spielzeug oder eben Plüschtiere eine realistische Vorstellung vermitteln. „Wenn der Bär, der ein Kind tröstet, überhaupt nicht wie ein echter Bär aussieht, kann die emotionale Brücke, die er baut, eher von der wahren Artenvielfalt wegführen als zu ihr hin“, befürchtet das Forschungsteam.

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Tatsächlich wichen sämtliche 436 auf Farbe und Körperbau untersuchte Teddybären erheblich von ihren Vorbildern ab. Dazu würde zweifelsohne auch meiner gehören. „Echte Bären bilden eine klar definierte Gruppe, die sich deutlich von den Teddybären unterscheidet“, berichten die Autorinnen und Autoren. Selbst der Große Panda, der den Merkmalen noch am nächsten kommt, „weicht immer noch erheblich“ vom gemeinen Plüschbären ab.
Das Team schlägt vor, das Angebot an Kuscheltieren um ökologisch fundierte Formen und Farben zu bereichern, um „eine gewisse Übereinstimmung mit der biologischen Realität“ wiederherzustellen. „Indem wir die Eigenschaften verstehen und nutzen, die Teddybären zu wirkungsvollen emotionalen Werkzeugen machen, können wir nicht nur das individuelle Wohlbefinden verbessern, sondern auch die kollektive Sorge um den Planeten.“
Besorgten Eltern oder Kuscheltier-Schenkenden sei an dieser Stelle aber versichert: Nicht einmal himmelblaue Teddybären müssen dem im Weg stehen. Darauf gibt es mindestens einen anekdotischen Hinweis.