Ein Deal zu viel
Einen Deal mit Donald Trump abschließen? Für viele US-Universitäten ist das mittlerweile undenkbar. Es überrascht daher nicht, dass bislang sechs der neun Universitäten, denen Trump eine Einigung vorschlug, diese ablehnten. Nach dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) zogen auch die Universitäten Pennsylvania, Virginia, die University of Southern California, Brown, das Dartmouth College und die University of Arizona nach. Allein die University of Texas zeigt sich interessiert. Die Uni Vanderbilt ist unentschieden.
Der Vorschlag, den die Regierung an ausgewählte Elite-Universitäten verschickte, verlangte von ihnen, die Zulassung internationaler Studierender zu begrenzen, die Studiengebühren für fünf Jahre nicht zu erhöhen, sich an die binäre Definition von Geschlechtern zu halten und alles zu verbieten, was konservative Ideen "herabwürdigen" würde. Was genau Letzteres hieße, blieb vage. Im Gegenzug würde den Unis eine Sonderstellung bei der Verteilung von Forschungsgeldern zugestanden. Aus Sicht der Regierung: kein schlechtes Angebot.
Die betroffenen Uni-Präsidien sahen das anders. Sally Kornbluth, Präsidentin des MIT, sagte mit den Worten ab: "Die Prämisse dieses Dokuments widerspricht unserer Grundüberzeugung, dass wissenschaftliche Förderung allein auf wissenschaftlicher Exzellenz basieren sollte." Brown-Präsidentin Christina Paxson warnte, der Vorschlag würde "die akademische Freiheit einschränken und die Autonomie der Hochschule untergraben".
Beide haben recht: Würden alle neun Universitäten das Angebot annehmen, entstünde ein Zwei-Klassen-System, das politische Loyalität über fachliche Kompetenz stellte. Ein Albtraum für die freie Wissenschaft.
Doch was wie eine weitere Eskalationsstufe klingt, beinhaltet eine einmalige Chance: Indem die Regierung diesmal neun Institutionen gemeinsam attackiert, bietet sie diesen die Möglichkeit einer kollektiven Reaktion – und eines politischen Momentums außerhalb universitärer Konkurrenzdynamiken, das sie ergreifen sollten.
In einem entscheidenden Punkt behält die Regierung Trump nämlich leider recht: Das Vertrauen der Amerikaner in ihre Elite-Institutionen ist in den letzten Jahrzehnten durch explodierende Studiengebühren, intransparente Aufnahmebedingungen und ideologische Monotonie erodiert. Das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Gesellschaft muss daher neu verhandelt werden.
Wenn das aus eigener Kraft geschieht, könnte es der Beginn von etwas Großem werden: Bilden die betroffenen Universitäten jetzt eine ernst zu nehmende Koalition, könnten sie gemeinsam ein Reformpaket in Form eines Gesetzes für die Hochschulbildung entwerfen und dieses mit dem Weißen Haus verhandeln. Auf diese Weise brächten die Unis die Entscheidungsgewalt über ihre Reformen dorthin zurück, wohin sie demokratisch gehört: in den Kongress. Dort läge die Entscheidung über die Gestaltung eines neuen Gesellschaftsvertrags zwischen Bürgern und Hochschulen nämlich nicht mehr in Trumps Hand, sondern bei gewählten Volksvertretern im Rahmen eines transparenten Prozesses.
Ergreifen die Universitäten diese Gelegenheit, gelänge ihnen eine Sensation: Sie würden Trumps exekutiven Übergriff in effektive legislative Handlungen umwandeln. Am Ende bliebe konstruktive Politik. Und ein Neuanfang für die verwundete Hochschulwelt.