Brasilien meldet deutlich weniger Abholzung in seinem Amazonasgebiet
Das Ausmaß, in dem in Brasilien Amazonaswald abgeholzt wird, ist laut dem staatlichen Klimainstituts Inpe so niedrig wie seit elf Jahren nicht mehr. 5.796 Quadratkilometer wurden zwischen August 2024 und Juli dieses Jahres abgeholzt, heißt es in einem Bericht von Inpe, für den das Institut Satellitenbilder ausgewertet hat. Das seien rund elf Prozent weniger als im Zeitraum davor und der niedrigste Wert seit 2014.
Die Zahlen erscheinen kurz vor der UN-Klimakonferenz COP 30 in der brasilianischen Amazonasmetropole Belém Mitte November. Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hatte im Wahlkampf 2022 versprochen, wieder in den Schutz der Wälder und den Ausbau der staatlichen Kontrollen zu investieren. Seit Beginn seiner Amtszeit im Jahr 2023 wurde die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes laut der Nachrichtenagentur Reuters halbiert.
Lula hat angekündigt, die Abholzung bis 2030 vollständig zu beenden. Dieses Ziel bekräftigte auch die brasilianische Umweltministerin Marina Silva vor Journalisten: "Wenn wir ein gutes Ergebnis erzielen, müssen wir uns der nächsten Herausforderung stellen. Wir können uns nicht darauf ausruhen. Unser Ziel ist es, die Abholzung bis 2030 auf null zu reduzieren."
Kritik an Freigabe von Öl- und Gasbohrungen vor Amazonas-Küste
Allerdings bekam das grüne Image der brasilianischen Regierung zuletzt Risse, als sie vor wenigen Wochen ankündigte, vor der Küste des Amazongebietes nach Öl und Gas bohren zu lassen. Umweltaktivisten kritisierten den Schritt und kündigten Klagen an. Auch innerhalb der Regierung soll es Spannungen geben, da Umweltministerin Silva sich für die Abkehr von fossilen Treibstoffen einsetzt und erneuerbare Energien fördern will.
Als Lula 2003 seine erste Amtszeit antrat, lag die jährliche Abholzungsrate bei weit über 20.000 Quadratkilometern. 2012 hatte seine Nachfolgerin Dilma Rousseff mit 4.571 Quadratkilometern den bisher niedrigsten Wert verkündet. Unter dem Rechtspopulisten Jair Bolsonaro (2019–2022) stiegen die Rodungen wieder an, bis auf 13.038 Quadratkilometer im Jahr 2021.
Brasilien ist der sechstgrößte Emittent von klimaschädlichen Treibhausgasen auf der Welt. Anders als bei den meisten Nationen sind jedoch nicht die fossilen Brennstoffe für die hohen CO₂-Emissionen verantwortlich – sondern die Abholzung der Wälder. Experten zufolge ist die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes und des Cerrado-Savannengebiets im Zentrum des Landes vor allem auf die Landwirtschaft zurückzuführen. Diese ist der zweitgrößte Verursacher von Treibhausgasemissionen in Brasilien.
Der Amazonas-Regenwald erstreckt sich über neun Länder in Südamerika, darunter auch Peru und Ecuador. Ein Großteil der Fläche liegt in Brasilien. Er ist einer der wenigen verbliebenen großen Urwälder der Welt und beherbergt mehr Pflanzen- und Tierarten als jeder andere Ort der Erde. Zudem ist er mit seinen Milliarden von Bäumen ein für das Weltklima besonders wichtiger CO₂-Speicher.