Warum Elon Musk bald Ihr Mobilfunkanbieter sein könnte

Dieser Artikel ist Teil von ZEIT am Wochenende, Ausgabe 48/2025.

Ich würde diesen Text wirklich gerne über Schwarze Löcher, Supernovaexplosionen oder außerirdisches Leben schreiben – oder über andere Faszinosa aus dem All, um die es in dieser Kolumne eigentlich geht. Aber seit ein paar Monaten wirken diese Themen für mich immer unwichtiger. Denn der Weltraum entwickelt sich gerade rasant zu einem Ort, an dem die Wissenschaft nur noch eine Art Statist zu werden droht. Stattdessen geht es immer mehr um Machtinteressen. Machtinteressen, die ich nur zu gerne ignorieren würde. Wenn sie nicht darüber mitentscheiden würden, in was für einer Welt wir in zehn oder zwanzig Jahren leben werden.

Wenn es so weitergeht wie bisher, wird das eine düstere Welt. In ihr wird es zwar noch Weltraumteleskope und Forschungssonden geben. Aber die meisten Objekte im Orbit werden einen anderen Zweck haben. Alle Nationen, die es sich leisten können, werden riesige Satellitennetze zur militärischen Aufklärung und Kommunikation betreiben. Sie werden Kampfsatelliten durch den Orbit steuern, die mit Lasern und Störsendern andere Satelliten attackieren können. Sogar Deutschland will künftig solche Systeme entwickeln.

Die Pläne der Großmächte reichen noch viel weiter. Wladimir Putin droht etwa damit, Atomwaffen in der Schwerelosigkeit zu stationieren. Und Donald Trump wünscht sich ein Multi-Billionen-Satellitensystem, das gegnerische Nuklearsprengköpfe kurz nach Start mit Lasern und Raketen abschießen kann. Sollten die USA diesen Golden Dome wirklich bauen, würden China und Russland wohl ebenfalls Waffen im Orbit stationieren – und der oft karikierte Krieg im All wäre nur noch einen Knopfdruck entfernt.

Eine Dystopie namens Starlink

Für mich persönlich ist das aber noch gar nicht die gruseligste Aussicht auf die Welt in zehn oder zwanzig Jahren. Denn ob Systeme wie Golden Dome wirklich gebaut werden, ist fraglich. Schon Donald Trumps Amtsvorgänger Ronald Reagan scheiterte in den Achtzigerjahren mit einer ähnlichen Idee.

Anders sieht es mit einem Projekt aus, das es längst gibt – und dem, wenn Sie mich fragen, ebenfalls dystopisches Potenzial innewohnt. Die Rede ist von Elon Musks Satellitennetz Starlink und der beispiellosen Machtfülle, die es dem umstrittenen Multimilliardär beschert.

Zur Erinnerung: Dank Starlink können Menschen auf Polarstationen, Kreuzfahrtschiffen, nach Naturkatastrophen und in den ländlichen Regionen Brandenburgs mit Highspeed im Internet surfen, ganz ohne Kabelverbindung. Eine per Antenne hergestellte Funkverbindung zu den Starlink-Satelliten im Orbit macht's möglich.

Als 2019 die ersten der mittlerweile knapp 8.000 Satelliten starteten, galt Starlink als System für die Nischenanwendungen. Schließlich kann jeder Satellit nur eine bestimmte Bandbreite bereitstellen – und diese wird mickrig, wenn sich zu viele Menschen in einer Nachbarschaft den Dienst teilen.

Dann aber hat Russlands Überfall auf die Ukraine gezeigt, dass nicht nur Nutzer im Nirgendwo schnelles Internet aus dem All gut gebrauchen können. Mit ihm lassen sich auch Kampfdrohnen durch die Lüfte steuern. So gut, dass ein Ausfall von Starlink die Ukraine wohl in manchen Phasen des Kriegs an den Rand der Niederlage gebracht hätte.