Drei von vier Krankenhäusern machen Verluste
Drei Viertel der Krankenhäuser in Deutschland haben im vergangenen Jahr rote Zahlen geschrieben, bei öffentlichen Einrichtungen waren es sogar knapp 90 Prozent. Das geht aus einer Studie der Münchner Unternehmensberatung Roland Berger hervor. Es handelt sich um einen deutlich größeren Anstieg als noch in den Vorjahren.
"Die Zahl der Krankenhäuser, die negative Ergebnisse schreiben, wird immer größer, und die Anzahl derjenigen, die Gewinn machen, wird immer geringer", sagte Peter Magunia, Experte für Gesundheitswesen bei dem Beratungsunternehmen. Die Defizite seien teilweise "sehr, sehr hoch", bei einzelnen Häusern mehr als 100 Millionen Euro. "Da geraten selbst starke öffentliche Träger an ihre Grenzen", sagte Magunia.
Die Zahl der Klinikinsolvenzen stieg der Beratungsfirma zufolge aber weniger stark als erwartet. "Die Einrichtungen sind sich alle ihrer Verantwortung bewusst und versuchen natürlich, die Gesundheitsversorgung so lange wie möglich aufrechtzuerhalten", sagte Magunia. Viele Kommunen würden dafür Mittel umschichten und andere Vorhaben verschieben.
Wahrscheinliche Folgen der Krankenhauskrise werden nach Einschätzung der Unternehmensberatung mehr Fusionen und weitere Schließungen sein. "Was wir aktuell sehen, ist, dass vermehrt über Zusammenschlüsse nachgedacht wird, teilweise träger- und landkreisübergreifend", sagte Magunia.
Mehrere Träger bildeten einen Krankenhausverbund und schlössen ein oder zwei ihrer Häuser. Zudem setzten viele Krankenhäuser auf Transformation und änderten ihr Leistungsportfolio. Der Investitionsbedarf liege in den nächsten Jahren schätzungsweise bei 130 Milliarden Euro für Baumaßnahmen, IT und Digitalisierung. "Die vorhandenen Fördermittel reichten dafür nicht aus, selbst mit den 50 Milliarden Euro des Krankenhaustransformationsfonds nicht", sagte Magunia.
Der Fonds, bestehend aus 50 Milliarden Euro, geht noch auf die Ampelregierung und die Krankenhausreform vom damaligen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zurück. Durch die Reform und den Fonds sollen Krankenhäuser in Deutschland umstrukturiert und der finanzielle Druck auf die Kliniken gemindert werden. Für die nähere Zukunft erwarten viele Kliniken laut Roland Berger eine weitere Verschlechterung, längerfristig aber wieder eine Verbesserung – was nicht gleichbedeutend mit schwarzen Zahlen ist.