Millionen U-Bahnhöfe und Tiefgaragen sollen zu Schutzräumen werden
In Deutschland soll so rasch wie möglich eine große Anzahl an neuen Schutzplätzen für den Ernstfall entstehen. Dabei gehe es weniger um neue Bunkeranlagen, denn die kosteten mit einem sehr hohen Schutzanspruch viel Geld und Zeit, sagte der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Ralph Tiesler, der Süddeutschen Zeitung. "Wir benötigen eine schnellere Lösung. Daher wollen wir Tunnel, U-Bahnhöfe, Tiefgaragen und Keller öffentlicher Gebäude zu Schutzräumen ertüchtigen." Er wolle auf diese Art "schnell eine Million Schutzplätze schaffen".
Tiesler will noch im Sommer ein Schutzraumkonzept vorstellen. Die Pläne der Bevölkerungsschützer sehen laut der Süddeutschen vor, dass Menschen in den öffentlichen Räumen notfalls auch übernachten können. Es soll Nahrung, Toiletten, vielleicht auch Feldbetten geben. Apps und Schilder sollen auf die Räume hinweisen.
Der Hintergrund der Anstrengungen ist die Angst, Russland könne in einigen Jahren Nato-Gebiet angreifen. "Lange war in Deutschland der Glaube weitverbreitet, dass Krieg kein Szenario ist, auf das wir uns vorbereiten müssen", sagte Tiesler. "Das hat sich geändert. Uns treibt das Risiko eines großen Angriffskriegs in Europa um." Dabei rechnet Tiesler mit Kosten von vielen Milliarden Euro. "Die Aufgaben im Zivilschutz sind enorm", sagt er. "Wir brauchen in den nächsten vier Jahren mindestens zehn Milliarden Euro. In der nächsten Dekade liegt der Bedarf sogar bei mindestens 30 Milliarden Euro."
Die Länder und Kommunen fordern, dass sich der Bund am Bau und der Ertüchtigung von Schutzräumen finanziell beteiligt. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums wollte sich dazu mit Blick auf die laufenden Haushaltsberatungen allerdings nicht äußern.