Stabschefin kritisiert Trump und Vance ungewöhnlich deutlich

Die Stabschefin des Weißen Hauses, Susie Wiles, hat in Interviews mit dem Magazin Vanity Fair überraschend kritisch über ihren Chef, US-Präsident Donald Trump, geurteilt. Dieser habe die "Persönlichkeit eines Alkoholikers", sagte Wiles. Auch gegen andere Regierungsmitglieder teilte sie demnach aus. Über Vizepräsident JD Vance sagte sie laut dem Magazin, dieser sei "seit einem Jahrzehnt ein Verschwörungstheoretiker" und sein Wandel vom früheren Trump-Kritiker zum engsten Vertrauten sei "politisch" motiviert. 

Kurz nach der Veröffentlichung des Artikels warf Wiles der Zeitschrift allerdings vor, die Zitate aus dem Zusammenhang gerissen zu haben. Sie gehe davon aus, dass "ein überwiegend chaotisches und negatives Bild" von Präsident Trump und dessen Team gezeigt werden sollte, schrieb sie in einer Reaktion auf X. 

Wiles spricht von "verleumderischem Angriff"

Der Text sei ein "unaufrichtig verfasster, verleumderischer Angriff auf mich und den besten Präsidenten, das beste Team des Weißen Hauses und das beste Kabinett der Geschichte". Wiles dementiert allerdings nicht, die Aussagen aus dem Text getroffen zu haben.

Der Artikel basiert auf elf Gesprächen, die der Autor Chris Whipple mit Wiles führte. In einem dieser Interviews verglich Wiles Trump demnach mit ihrem Vater, dem bekannten Football-Spieler und Sportmoderator Pat Summerall, der bis zu seinem Tod 2013 Alkoholiker war. Wiles sagte demnach, Alkohol verstärke die Persönlichkeitszüge von Trinkern. Obwohl Trump nach eigenen Angaben nicht trinkt, habe er "die Persönlichkeit eines Alkoholikers", wird die Stabschefin weiter zitiert. Denn er handele nach der Maxime, "dass es nichts gibt, was er nicht kann. Nichts, null Komma nichts."

Elon Musk ein "seltsamer Vogel"

Auch in anderen Bereichen geht Wiles demnach mit Trump hart ins Gericht. Über seine als erratisch kritisierte Zollpolitik sagt sie, diese sei durch "lautes Nachdenken" entstanden.

Auch gegen andere Regierungsmitglieder teilte Wiles laut Vanity Fair aus. Justizministerin Pam Bondi warf sie vor, im Streit um die Veröffentlichung der Akten von Sexualstraftäter Jeffrey Epstein "komplett danebengehauen" zu haben. Den früheren Trump-Berater Elon Musk nennt sie "einen bekennenden Ketamin"-Konsumenten und einen "seltsamen Vogel".

Präsidialamt will Schaden eingrenzen

Das US-Präsidialamt bemüht sich nach der Veröffentlichung um Schadensbegrenzung. Die Pressesprecherin, Karoline Leavitt, sprang Wiles zur Seite und schrieb auf der Plattform X: "Präsident Trump hat keine bessere und loyalere Beraterin als Susie. Die gesamte Regierung ist dankbar für ihre beständige Führung und steht voll und ganz hinter ihr." 

Trump selbst sagte der New York Post, er stehe hinter seiner Stabschefin. "Ich habe das nicht gelesen, ich lese Vanity Fair nicht – aber sie macht einen fantastischen Job", sagte Trump.

Eine der engsten Vertrauten Trumps

Auch Vizepräsident JD Vance sagte auf einer Veranstaltung in Pennsylvania, er habe den Text bislang nicht gelesen. Zugleich stellte er klar, dass Wiles' Loyalität genau das sei, was sie zur "besten Stabschefin" mache, die sich der Präsident wünschen könnte. 

Als Stabschefin ist Wiles eine der einflussreichsten Persönlichkeiten in Trumps Zirkel. Umso verwunderlicher sind ihre Aussagen, die veröffentlicht wurden, noch bevor der Präsident das erste Jahr seiner zweiten Amtszeit hinter sich gebracht hat. Wiles gilt als enge Vertraute Trumps und hat ihn über Jahre hinweg auf verschiedenen Positionen begleitet.